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Alle reden übers Wetter: Eine Tragikomödie über Herkunft und Identität

Anne Schäfer als Clara in einer Szene des Films «Alle reden übers Wetter». / Foto: WDR/rbb/Grandfilm/ARD/dpa
Anne Schäfer als Clara in einer Szene des Films «Alle reden übers Wetter». / Foto: WDR/rbb/Grandfilm/ARD/dpa

Die Regisseurin Annika Pinske landet mit ihrem Spielfilmdebüt einen kleinen Hit, der am 6. Mai auf ARD One zu sehen ist.

Mit ihrem Spielfilmdebüt hat die Regisseurin Annika Pinske einen kleinen Hit gelandet. «Alle reden übers Wetter» lief vor zwei Jahren auf der Berlinale und begeisterte Zuschauer und Kritikerinnen. Weil da eine Geschichte erzählt wurde, die man so nicht oft hört oder sieht. Unsentimental erzählt Pinske von einer jungen Frau aus der ostdeutschen Provinz, die sich aus dem Arbeitermilieu in die Akademikerwelt hochgearbeitet hat.

Das Drama, das am 6. Mai auf dem ARD-Sender One läuft (20.15 Uhr), ist ein sehr zeitgemäßer Film. Es geht um deutsche Diskurse der Gegenwart: Wo sieht man noch heute Unterschiede im Leben von Ost- und Westdeutschen? Was macht das Dorfsterben mit den Menschen? Und kann man seine Herkunft eigentlich hinter sich lassen?

Pinske, Jahrgang 1982 und aufgewachsen in Frankfurt/Oder, hat aus diesen Themen eine leise, tragikomische und genau beobachtete Sozialstudie gemacht.

Philosophie und Wurstplatten

Im Zentrum steht Clara (Anne Schäfer), um die 40. Als Dozentin führt sie ein selbstbestimmtes Leben in Berlin und macht ihren Doktor in Philosophie. Sie versucht, ihren Alltag zwischen der Affäre mit einem Studenten, dem Umgang mit ihrer selbstbewussten Doktormutter und ihrer Patchwork-Familie mit jugendlichem Kind zu jonglieren.

Wie weit ihre Lebenswelt inzwischen von ihrer Herkunft entfernt ist, wird deutlich, als Clara mit ihrer jugendlichen Tochter zum Geburtstag ihrer Mutter in die Provinz Mecklenburg-Vorpommerns fährt. Dort trifft sie auf Wodka- und Wurstplatten-Tristesse, Eltern, die ihre Kinder schlagen, und besoffene Männer, die Stammtisch-Parolen vor sich hinbrabbeln. Mit einem Ex-Freund hat sie in einer nächtlichen Kneipen-Begegnung aber auch einen berührend ehrlichen, intimen Moment.

Sandra Hüller und Ronald Zehrfeld in Nebenrollen

Über den ganzen Film hinweg versucht Clara hingegen vergeblich, ein tiefgründiges Gespräch mit ihrer Mutter (Anne-Kathrin Gummich) zu führen, sich nicht immer nur über das Wetter oder andere Banalitäten auszutauschen. Sie fühlt sich verloren in ihrer alten Heimat, aber in der neuen Welt ist es eigentlich auch nicht besser.

Auch in ihrem Berliner Milieu herrschen starre Regeln, nur eben andere. Mit einem Hauch Ironie und dabei sehr lebensecht zeichnet Pinske die Uni-Welt, in der ebenso ausgegrenzt wird, wer nicht die richtigen Codes beherrscht. Köstlich ist dabei Claras Doktormutter (Judith Hofmann), die schon mal die teuren Kristallgläser von einem Empfang klaut und Fahrradhelme als «die wirkliche Verneinung des Lebens» bezeichnet.

Schäfer (45) spielt Clara angenehm trocken, sie lässt viel Raum für Interpretation. Für Nebenrollen konnte Regisseurin Pinske prominente Namen wie Sandra Hüller oder Ronald Zehrfeld gewinnen. Vermutlich waren auch sie von diesem erstaunlichen Debüt beeindruckt.

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