Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mahnt, die Erinnerung an die Verbrechen der NS-Euthanasie lebendig zu halten und nicht zu relativieren. «Die Erfahrung der Vergangenheit muss uns zur Wachsamkeit heute führen. Niemand hat über den Wert eines anderen Menschenlebens zu entscheiden», sagte Steinmeier bei einem Festakt zum zehnjährigen Bestehen des Gedenkorts für die Opfer der NS-«Euthanasie»-Morde in Berlin.
Die Gedenkstätte in der Tiergartenstraße 4 gibt es seit zehn Jahren. Dort befand sich ab 1940 die Planungs- und Verwaltungszentrale der «Aktion T4». Unter diesem Decknamen planten die Nazis den Massenmord an Patienten aus Heil- und Pflegeanstalten im Deutschen Reich.
Steinmeier: Freude und Beschämung über Errichtung des Denkmals
Steinmeier bedauerte, dass es bis zur Errichtung des Denkmals so lange gedauert habe. «Ich gebe zu, dass ich ein wenig hin- und hergerissen bin zwischen der Freude darüber, dass wir heute das zehnjährige Bestehen, ja: feiern können – aber gleichzeitig auch der Beschämung darüber, dass es erst zehn Jahre sind.»
Steinmeier warnte vor aktuellen Versuchen, die Verbrechen des Nationalsozialismus abzustreiten. Es habe in Deutschland einen Willen zur Vernichtung gegeben, der ohne Beispiel ist. «Es gibt Menschen, es gibt politische Kräfte, die das heute wieder bestreiten, relativieren oder kleinreden», sagte Steinmeier. «Man sieht das, man hört das und ist abgrundtief beschämt.» Steinmeier forderte eine klare Haltung gegen Menschenfeindlichkeit und Diskriminierung.
Auch der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Jürgen Dusel, und der regierende Bürgermeister Berlins, Kai Wegner (CDU), sprachen bei dem Festakt.
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