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Romankritik: Die vorletzte Frau von Katja Oskamp

Berlin-Marzahn kann zum Ort der Befreiung werden - zumindest für die Erzählerin in «Die vorletzte Frau». (Archivbild) / Foto: Carsten Koall/dpa
Berlin-Marzahn kann zum Ort der Befreiung werden - zumindest für die Erzählerin in «Die vorletzte Frau». (Archivbild) / Foto: Carsten Koall/dpa

Katja Oskamps neuer Roman behandelt die Beziehung zu einem älteren Schriftsteller, der an Prostatakrebs erkrankt. Eine zärtliche und schonungslose Erzählung über Liebe und Verlust.

Mit ihrem letzten Roman über ihre Erlebnisse als Fußpflegerin in Ostberlin trifft Katja Oskamp 2019 den Nerv der Zeit: einfühlsam, robust, zugewandt. «Ein Glücksfall», heißt es damals über den Bestseller «Marzahn, mon amour». Die Berliner Autorin erzählt darin von ihrer Arbeit in einem Fußpflegesalon im rauen Plattenbaugebiet, diesem warm-kalten Biotop aus Berliner Schnauze und melancholischer Grundstimmung.

Fünf Jahre später schabt die 54-jährige Schriftstellerin wieder am eigenen Leben, auch wenn es diesmal noch privater, noch intimer zugeht. Ihr Buch «Die vorletzte Frau» behandelt die Beziehung der Ich-Erzählerin zu dem 19 Jahre älteren, erfolgreichen Schriftsteller Tosch, der im Laufe des Buches an Prostatakrebs erkrankt. «Am einen Tag brillierte er in Anzug und weißem Hemd vor hundert Leuten in der Nationalgalerie mit einem Vortrag über die Mariengestalt, am anderen stöhnte er, weil ihn Rücken-, Kiefer- oder Bauchschmerzen plagten», heißt es einmal. Schnell zeigt sich: Hier wird das Leben und der Alltag eines Auf und Ab ziseliert.

Vorbild für Figur des Tosch ist Schweizer Schriftsteller

«Die vorletzte Frau» ist ein autobiografischer, selbstironischer Roman. Oskamp verhandelt darin ihre Beziehung zum vielfach mit Literaturpreisen ausgezeichneten Schweizer Schriftsteller Thomas Hürlimann (73, «Fräulein Stark»). Es ist eine Art Enthüllungsbuch über ein gemeinsames Leben, das im Jahr 2000 am Leipziger Literaturinstitut zwischen Lehrer und Studentin beginnt. «Tosch liebte meine Texte und meinen Hintern. Ich liebte Toschs Pranken und sein Lektorat.» Worte und Körper finden zueinander.

Auch der Salon aus «Marzahn, mon amour» (demnächst als ARD-Serie im Fernsehen) findet seinen Platz im Roman. Über die Arbeit in der Fußkosmetik wird die Blase, die sich um die Krankheit Toschs gebildet hat, immer brüchiger. Marzahn wird erneut zum Befreiungsort.

Der Text ist wenig nachsichtig, weder mit der Erzählerin noch mit ihrem Partner. Es gibt die Angst, ihm unrecht zu tun und selbst anmaßend zu sein. «Die Erinnerung ist eine zärtliche Schlampe», heißt es einmal. «Sie trickst herum und entzieht sich, überfällt hinterrücks und liebkost so plötzlich.» Die Liebe und das Buch enden vollends undramatisch. Glücklicherweise.

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