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Zehntausende feiern bei Technoparade in Berlin für Liebe und Frieden

Sanitäter müssen rund 600 Mal bei der Technoparade «Rave The Planet» helfen. / Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa
Sanitäter müssen rund 600 Mal bei der Technoparade «Rave The Planet» helfen. / Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Zehntausende feiern stundenlang zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor bei sommerlichen Temperaturen. Nicht alle halten das durch. Vor allem, wenn Alkohol und Drogen im Spiel sind.

Laute Beats, Neonfarben, Pailletten, Federboas, Glitzer im Gesicht, viel nackte Haut - und ausgelassene Laune. Bis in den späten Samstagabend haben Zehntausende Menschen in Berlin bei der dritten Ausgabe der Technoparade «Rave The Planet» mit Loveparade-Gründer Dr. Motte gefeiert. Rund 300 Künstler und 30 Wagen beteiligten sich laut Veranstalter an der riesigen Party-Demo. 

Die Organisatoren hatten 300.000 Menschen erwartet und sprachen von «Hunderttausenden», die feierten. Laut Polizei war die Veranstaltungsfläche zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor nicht komplett ausgelastet. Über den Tag verteilt seien dort aber mehrere Hunderttausend Menschen gewesen, sagte eine Sprecherin.

Wagen schieben sich langsam durch die Massen

Bei sommerlichen Temperaturen tanzten die Menschen auf den Straßen rings um die Siegessäule. Die Wagen schoben sich nur langsam durch die Massen hindurch. Viele Menschen kamen extra nach Berlin, etwa Melissa Völkel aus Rheine in Westfalen. Gerade in politisch schwierigen Zeiten sei es wichtig, ein Zeichen zu setzen, meinte sie. «Es ist wichtig, dass wir versuchen, wie eine große Familie den Tag zusammen zu verbringen.»

Nicht alle vertrugen das stundenlange Feiern: Nach Angaben des zuständigen Sanitätsdienstes gab es rund 600 Rettungseinsätze. Dabei ging es meist um alkohol- oder drogenbedingte Probleme, wie ein Sprecher schilderte. Die Menschen klagten demnach über Kreislaufprobleme oder Krampfanfälle. Einige Patienten seien zur Überwachung in Krankenhäuser gebracht worden. Nach Angaben des Sprechers zählten aber auch leichte Fälle dazu, etwa die Frage nach einem Pflaster. 

Im vergangenen Jahr gab es laut Sanitätsdienst etwa 500 Einsätze. Angesichts der Teilnehmerzahl zeigte sich der Sprecher dennoch zufrieden mit der Bilanz. Vor einem Jahr nahmen nach damaligen Polizeiangaben rund 200.000 Menschen an dem Technospektakel teil, die Veranstalter sprachen von rund 300.000. 

Polizei: Verlauf «weitestgehend friedlich»

Die Polizei begleitete die Veranstaltung nach eigenen Angaben mit gut 1.000 Beamten und Beamtinnen. Der Verlauf sei «weitestgehend friedlich» gewesen, so die Polizeisprecherin. Vereinzelt sei es zu Straftaten gekommen, darunter Körperverletzungen und Sexualdelikte. 122 Menschen wurden demnach kurzzeitig festgenommen, um Personalien festzustellen. Laut Polizei wurden 56 Strafanzeigen verfasst und 29 Ordnungswidrigkeiten festgestellt. 21 Polizeibeamte seien verletzt worden, hätten aber den Dienst fortgesetzt. 

Wie die legendären Berliner Technoparaden in den 1990er Jahren war der Umzug als Demonstration angemeldet. Das hat für die Veranstalter große Vorteile gegenüber einer reinen Party-Parade. 

Zeichen für Liebe und Frieden setzen

Das Motto lautete «Love is Stronger». Damit wolle man in Zeiten zahlreicher Krisen ein Zeichen für die Liebe und den Frieden setzen, so die Veranstalter. Zum Auftakt sprach unter anderem Dr. Motte, der mit bürgerlichem Namen Matthias Roeingh heißt. Liebe sei stärker als Hass und Gewalt, sagte er zum Motto. Die Party-Demo will für Frieden, Liebe und für den Schutz der elektronischen Tanzmusikkultur einstehen. Zudem fordert sie den Schutz von Clubs und Veranstaltungsorten und «Abrüstung auf allen Ebenen». 

Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) schickte eine Audio-Grußbotschaft. «Techno ist mehr als Krach», die Musik sei ein elementarer Bestandteil der Berliner Kulturszene. «Rave kennt keine Herkunft, kein Geschlecht und keinen sozialen Status.» 

Die Berliner Technokultur zählt mittlerweile zum immateriellen Kulturerbe in Deutschland. Die Kulturministerinnen und -minister von Bund und Ländern erweiterten das bundesweite Verzeichnis entsprechend. «Rave The Planet» hatte den Antrag gestellt. Roth sprach von einem großen Erfolg. Dr. Motte sieht jedoch noch Arbeit vor sich. «Das war erst der Anfang, wir können uns darauf nicht ausruhen, sondern wir müssen auch weiter machen», sagte er. 

Auch in diesem Jahr blieben nach dem Technospektakel Müllberge im Tiergarten zurück. 2023 hatte die Berliner Stadtreinigung (BSR) auf der Demo-Strecke Straße des 17. Juni nach eigenen Angaben rund 165 Kubikmeter Abfall eingesammelt - etwa 30 Kubikmeter mehr als im Vorjahr. Den Veranstaltern sind Umweltschutz und Müllvermeidung jedoch ein Anliegen, wie sie betonen. Darum riefen sie erneut zu einer Reinigungsaktion im Tiergarten auf. Daran beteiligten sich am Sonntag nach Angaben eines dpa-Reporters 30 bis 40 Menschen. 

 

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