Sein Gesicht ist mit Perlen und bunten Bändern bedeckt und es schweigt: In Jänschwalde (Spree-Neiße) besucht das Christkind am letzten Adventssonntag wieder zahlreiche Kinder und schenkt ihnen Plätzchen, Äpfel, Nüsse und andere Kleinigkeiten.
Das «Jansojski bog» (Jänschwalder Christkind) ist ein alter sorbischer Brauch aus der Lausitz. «Die Tradition wurde 1878 erstmals schriftlich erwähnt und wird bis heute bewahrt», erklärt Rosi Tschuck, Vorsitzende der sorbischen Domowina-Ortsgruppe.
Ursprünglich seien Mädchen als Christkinder unterwegs gewesen, die jeweils im kommenden Jahr heiraten sollten. «Sie sollten nicht erkannt werden», erklärt Rosi Tschuck die Gesichtsbedeckung. Begleitet wird das Christkind von zwei weiteren jungen Frauen aus dem Ort. «In diesem Jahr gehen sie zu etwa 40 bis 50 Familien», erzählt Rosi Tschuck.
Die Tradition sieht vor, dass die Kinder ein Gedicht aufsagen oder ein Lied singen, um ein kleines Geschenk zu bekommen. Mit einer kleinen Rute streiche das Christkind Kindern und Erwachsenen zudem über die Schulter. Das solle Glück bringen, erklärt Tschuck.
Das Anziehen des Christkinds dauere etwa eine Stunde, Rosi Tschuck hilft in diesem Jahr. Das «Jansojski bog» trägt ein Hemd, einen Trachtenrock und zwei Schürzen, geschmückt mit bunten Bändern. Auf dem Kopf hat das Christkind einen Kranz aus Tanne und Myrthe, verziert mit zahlreichen bunten Bändern und Perlenketten.
Den Bewohnern von Jänschwalde sei es wichtig, dass das Christkind besonders schön aussehe. «Das ganze Dorf fiebert jedes Jahr mit», erzählt Tschuck. In der DDR sei es nicht immer ganz einfach gewesen, Glasperlen für den Schmuck aufzutreiben. Manche Dorfbewohner hätten im Urlaub in der Tschechoslowakei Perlen gekauft und diese gespendet. In der DDR hieß das Christkind allerdings «Bescherkind».
Auch in anderen Orten wird der Brauch gepflegt, etwa in der Gegend um das sächsische Schleife in der Oberlausitz.
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