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Streit um Tucholsky Museum in Rheinsberg wird schärfer

Die Parkseite von Schloss Rheinsberg mit dem Kurt Tucholsky Literaturmuseum. / Foto: Soeren Stache/dpa
Die Parkseite von Schloss Rheinsberg mit dem Kurt Tucholsky Literaturmuseum. / Foto: Soeren Stache/dpa

Stadtverordnetenversammlung wirft Bürgermeister Vorwürfe vor, Verhandlungen über Fortbestand des Museums verzögern sich. Landkreis bietet Übernahme an.

Im Streit um den Erhalt des Kurt Tucholsky Literaturmuseums in Rheinsberg haben Teile der Stadtverordnetenversammlung (SVV) Bürgermeister Frank-Rudi Schwochow (BVB/Freie Wähler) schwere Vorwürfe gemacht. Schwochow wolle kein professionell begleitetes Museum, sagte Ulrike Liedtke, Fraktionsvorsitzende der SPD in Rheinsberg, am Dienstag. Er sperre sich gegen die Bemühungen, das Museum in seiner jetzigen Form zu erhalten.

Einige Stadtverordnete der CDU und Linke vermuten hinter Schwochows Blockadehaltung «ideologische Gründe». Konkreter wollten die Vertreter nicht darauf eingehen. Sie warfen Schwochow zudem vor, die Verhandlungen zum Fortgang des Museums zu verschleppen. Der ehemalige Leiter des Museums, Peter Böthig, sagte, er sehe eine starke Polarisierung in der SVV. Die politischen Blöcke arbeiteten gegeneinander anstatt miteinander.

Für die Stadt Rheinsberg ist das Museum in seiner bisherigen Form ein zu großer Kostenfaktor. Trotz Förderung durch das Land in Höhe von 65 000 Euro und weiteren knapp 15.000 Euro vom Landkreis musste die Stadt im vergangenen Jahr ein Defizit von über 200.000 Euro ausgleichen. Aktuell verhandeln Landkreis und Stadt über eine Übernahme des Literaturmuseums durch den Landkreis. Dieser bietet an, die wissenschaftliche Leitung des Hauses zu übernehmen. Der ursprüngliche Plan sah eine Übernahme zum 1. April vor.

Nicht nur mit einem Teil der SVV liegt Schwochow im Streit. Auch das Verhältnis zur Landkreisverwaltung scheint nachhaltig gestört zu sein. Aus der Landkreisverwaltung hieß es ebenso, Schwochow verschleppe die Verhandlungen. Es seien weder die erforderlichen Unterlagen zur Verfügung gestellt, noch Einsichtnahmen bedingungslos ermöglicht worden, hatte der Landkreis jüngst mitgeteilt. Schwochow sei per Beschluss der Stadtverordnetenversammlung (SVV) aufgefordert worden, dem Landkreis Unterlagen zukommen zu lassen, Einsichten zu ermöglichen und die Verhandlungsrunde um zwei Mitglieder der SVV zu erweitern. Dies war nach Angaben des Kreises nicht geschehen.

Schwochow reagierte daraufhin deutlich: «Die internen und vertraulich vereinbarten Verhandlungen öffentlich zu führen, hat nur den Zweck, die Verhandlungen zum Scheitern zu bringen.» Der «bisherige Stil vonseiten des Landkreises» werde in Rheinsberg «nur noch mit äußerster Verwunderung zur Kenntnis genommen». Er würde es begrüßen, «wenn die Verhandlungspartner des Landkreises teilweise ersetzt werden würden, um so eine vertrauensvolle Arbeit zu erreichen». Außerdem solle sich auch der Landrat an den Verhandlungen beteiligen.

Das Tucholsky Museum wurde 1991 gegründet und ist das einzige Museum zu Ehren des Schriftstellers in Deutschland. Dem Ort Rheinsberg hatte Tucholsky ein literarisches Denkmal gesetzt. In «Rheinsberg: Ein Bilderbuch für Verliebte» schilderte Tucholsky 1912 die Reise eines verliebten Berliner Paares in die ländliche Idylle.

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