Die Veranstalter von «Rave the Planet» mit Loveparade-Gründer Dr. Motte wollen bei dem Berliner Technospektakel am Wochenende keine Nationalflaggen sehen. Diese seien unerwünscht, weil man letztlich die «menschengemachten Grenzen» hinter sich lassen wolle, sagte der Geschäftsführer von «Rave The Planet», Timm Zeiss, in Berlin zum Hintergrund der Bitte.
Es handle sich dabei lediglich um einen Wunsch und kein Verbot, betonten die Veranstalter. Sie könnten wenn nur auf den Musiktrucks Hausrecht walten lassen. Die Demonstrationsfläche zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule sei hingegen öffentlicher Raum, da seien die rechtlichen Möglichkeiten begrenzt. Vonseiten der Polizei gibt es keine entsprechende Auflage zu Nationalflaggen, wie eine Sprecherin sagte.
Regenbogenflaggen sind willkommen
«Letzten Endes ist es so, dass auf der Parade Flaggen willkommen sind, die positive Werte im Geiste der Technokultur und der Völkerverständigung vertreten, wie zum Beispiel die Regenbogenflagge», sagte Zeiss. Unerwünscht hingegen seien Nationalflaggen sowie alle Flaggen und Transparente, «die sich gegen Gemeinschaft, Gleichstellung oder die gemeinschaftliche friedliche Verständigung richten.»
Zur dritten Ausgabe des Events mit 30 Trucks am Samstag sind laut Angaben der Polizei 300.000 Teilnehmer angemeldet worden. Die Parade wurde demnach offiziell als Demonstration angemeldet. Das hat für die Veranstalter große Vorteile gegenüber einer reinen Party-Parade.
Zeichen für Liebe und Frieden
Das Motto dieses Jahr lautet: «Love is Stronger». Damit wolle man in Zeiten zahlreicher Krisen wie die Situation in Nahost oder dem Angriffskrieg auf die Ukraine ein Zeichen für die Liebe und den Frieden setzen, sagte die Sprecherin von «Rave the Planet», Ellen Dosch-Roeingh.
Die Party-Demo will für den Schutz der elektronischen Tanzmusikkultur einstehen. Angekündigt wurden für Samstag Redebeiträge unter anderem von Dr. Motto, der mit bürgerlichem Namen Matthias Roeingh heißt, und von Kulturstaatsministerin Claudia Roth per Videonachricht. Auch Umweltschutz und Müllvermeidung seien Anliegen, sagte Dosch-Roeingh. So sei eine Reinigungsaktion im Tiergarten für Sonntag mit Freiwilligen geplant. Offiziell verboten seien Glas und Pyrotechnik.
Veranstalter: Sicherheitskonzept steht
Die Behörden hätten grünes Licht für das Sicherheits- und Sanitätskonzept gegeben, sagte Zeiss. «Da besteht 100-prozentiges Einvernehmen.» Wie im vergangenen Jahr arbeiten die Veranstalter laut eigenen Angaben mit einem privaten Sanitätsdienst zusammen. An der Strecke stünden kostenlose Trinkwasserbrunnen bereit.
Grundsätzlich steht der Parade aus polizeilicher Sicht aktuell nichts entgegen, wie eine Polizeisprecherin mitteilte. Es werde eine Koordinierungsstelle unter anderem mit der Versammlungsleitung, dem Sicherheits- und Sanitätsdienst und der Feuerwehr aufgebaut. Voraussichtlich rund 1.000 Polizistinnen und Polizisten seien nach derzeitigem Stand am Samstag im Einsatz.
Im vergangenen Juli hatte das Event wegen des Sanitätskonzeptes bis zuletzt auf der Kippe gestanden. Kurz vor dem Start hatten Feuerwehr und Polizei dann aber ihr Okay gegeben - und sich später zufrieden mit dem Verlauf gezeigt.
Berliner Technokultur ist immaterielles Kulturerbe
Die Berliner Technokultur zählt mittlerweile zum immateriellen Kulturerbe in Deutschland. Die Kulturministerinnen und -minister von Bund und Ländern haben das bundesweite Verzeichnis entsprechend erweitert. «Rave The Planet» hatte den Antrag gestellt. Seit 2003 gibt es ein Abkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes der Unesco, der für Kultur zuständigen Organisation der Vereinten Nationen. Deutschland ist seit 2013 Vertragspartei.
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