Bei einer Demonstration gegen das vom schwarz-roten Senat angekündigte Einzäunen und nächtliche Abschließen des Görlitzer Parks sind mehrere Hundert Menschen durch Kreuzberg gezogen. Unter dem Motto «Der Görli bleibt auf», das während des Demonstrationszugs durch den Wrangelkiez auch immer wieder gerufen wurde, protestierten sie am Samstagnachmittag gegen die Pläne die Landesregierung, gegen die sich auch der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg weiterhin sperrt. Ein Redner sagte, der Zaunbau löse keine Probleme, Drogenkonsum und Obdachlose werde es auch weiter geben, wenn der Zaun gebaut werden sollte.
Ein anderer kritisierte das Zaunprojekt als «populistischen Aktionismus», der nur Geld koste, das besser in soziale Projekte investiert werden sollte. Ein Demonstrant mit Lastenrad hatte einen überdimensionalen Gartenzwerg mit unter den Arm geklemmten Zaun dabei. Eine Frau hatte sich demonstrativ selbst eingezäunt. Zahlreiche Demo-Teilnehmer hatten Plakate dabei, auf denen zum Beispiel «Habt ihr noch alle Latten am Zaun?» oder «1 Zaun = 0 Lösung» zu lesen war. An dem Demonstrationszug nahmen etwa 400 Menschen teil, wie ein Sprecher des Berliner Lagezentrums am Sonntagmorgen sagte.
Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik sprach sich erneut für eine Einzäunung und nächtliche Absperrung des Parks aus. Die Polizei habe im Wrangelkiez samt dem Parkgelände im vergangenen Jahr knapp 5800 Straftaten festgestellt, sagte Slowik dem «Tagesspiegel» (Samstag). Das sei zwar ein Rückgang um zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Kriminalität im Wrangelkiez und im Görlitzer Park sei aber weiter hoch, vor allem durch Drogenhandel, Verstößen gegen das Ausländerrecht, Gewalttaten und Raub. Von den 5800 Straftaten dort sei etwa ein Viertel, rund 1450, im Görlitzer Park verübt worden. Die Pläne, den Park zwischen 23.00 und 6.00 Uhr zu schließen, findet sie deshalb richtig.
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