Polizei, Taschenkontrollen, Metallpoller, Zäune - für die Berliner Fanmeilen herrschen während der Fußball-EM strenge Sicherheitsvorkehrungen. Über den friedlichen Verlauf und die gute Stimmung während des deutschen Eröffnungsspiels am Freitag zeigte sich Berlins Senatorin für Inneres und Sport am Samstag erleichtert. «Die Leute sind entspannt gewesen, das ist toll und das hat auch die Beruhigung gebracht auch, bei mir», sagte die SPD-Politikerin auf der Fanmeile vor dem Brandenburger Tor. «Es war so, wie ich es mir eigentlich erträumt habe, erhofft habe.» Die Stimmung sei «sagenhaft toll» gewesen, sagte Spranger.
Sicherheitskräfte laut Spranger sehr gut vorbereitet
Wenige Stunden vor Anpfiff hatte ein verdächtiger Rucksack an der Fanzone am Reichstag für Aufregung gesorgt. Die Polizei räumte zeitweise einen Teil des Bereichs, gab dann aber wieder Entwarnung. «Die absolute Sicherheit kann es nicht geben und gibt es auch nicht», sagte Spranger.
Berlin sei aber «super gut» vorbereitet, das habe die schnelle Reaktion der Sicherheitskräfte nach dem Rucksackfund bewiesen. Besucher sollten sich nicht verunsichern lassen. Die strengen Einlasskontrollen etwa, die für die Fanzonen gelten, seien für Veranstaltungen dieser Größenordnung normal. Rund 1800 Polizisten begleiteten in Berlin die großen öffentlichen Veranstaltungen rund um das Eröffnungsspiel. Am Freitag hatte die Behörde noch von 2000 gesprochen.
Boateng: «Wir dürfen nicht zu sehr feiern»
Auf den beiden Fanzonen in Berlin-Mitte versammelten sich am Freitagabend laut Angaben der Veranstalter insgesamt rund 50.000 Menschen. Spranger sagte, sie freue sich sehr, dass die Fanmeile so gut angenommen würde und natürlich über den 5:1 Sieg gegen Schottland. Ex-Fußballprofi Kevin-Prince Boateng war weniger euphorisch: «Ich bin Realist. Wir haben gestern gegen eine ganz, ganz schlechte Mannschaft gespielt. Wir dürfen nicht zu sehr feiern», sagte der 37-Jährige. Während der bis zum 14. Juli dauernden Europameisterschaft ist der gebürtige Berliner als Berlin-Botschafter unterwegs.
Hartwig wünscht sich mehr Nationalstolz
Während der Pressekonferenz waren von weitem laute Fan-Gesänge zu hören. Am Samstag findet im Berliner Olympiastadion um 18 Uhr das Duell zwischen Spanien und Kroatien statt. Zahlreiche Fans in Kroatien-Trikots waren in der Stadt zu sehen. Die Fanmeile vor dem Brandenburger Tor war am frühen Nachmittag bereits gut gefüllt. Auch hier dominierte das Rot-Weiß. Ex-Nationalspieler und EM-Botschafter Jimmy Hartwig wünschte sich, dass Deutsche sich während der EM etwas vom Nationalstolz anderer Länder abschauten. «Man ist nicht rechts, wenn man mit einer Nationalflagge rumläuft», sagte er sichtlich genervt: «Unterstützt diese Mannschaft.»
Das Spiel gegen Schottland nannte Hartwig scherzhaft «ein Trainingsspiel vor 70.000 Menschen». Eine wirkliche Herausforderung sei das für die deutsche Mannschaft nicht gewesen. Das Duell gegen Ungarn am Mittwoch könnte seiner Einschätzung nach schwieriger werden. Einen Lieblingsspieler in der Nationalmannschaft nannte er nicht. Fußball sei ein Mannschaftsport. «Wir sind jetzt Gott sei Dank wieder ein richtig geiles Team», sagte Hartwig, so mache es Spaß, Fußball zu schauen.
Spranger findet den kroatischen Nationalspieler Luka Modric besonders toll, wie sie verriet. «Ich freue mich schon auf heute Abend», sagte die Senatorin mit Blick auf das Spiel zwischen Kroatien und Spanien.
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