Fan-Anwalt René Lau befürchtet vor dem für den Freitag angesetzten Sicherheitsgipfel von Politik und Vertretern des Fußballs negative Folgen für die Fans in den Stadien. «Ich befürchte Schlimmes. Herr Herrmann hat die Federführung und das verheißt nichts Gutes. Wenn er seine Vorstellungen, die er in einem Interview vor drei Wochen erläutert hatte, anbringt und andere Innenminister besonders aus den Ländern Baden-Württemberg, Hessen, Sachsen, Thüringen auf den Zug aufspringen», sagte Lau der Deutschen Presse-Agentur.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hat zu dem Gipfel nach München eingeladen. Der CSU-Politiker hatte in einem Interview der «Sport Bild» eine «massive Distanzierung der Proficlubs von Gewalt und Pyrotechnik» gefordert und mit Geisterspielen gedroht, falls der Fußball das Problem nicht in den Griff bekomme. Herrmann brachte die Einführung von personalisierten Tickets in der Bundesliga, vermehrte Stadionverbote für Randalierer, Spielabbrüche und Punktabzüge für Vereine in die Diskussion.
Funktionierendes Strafgesetzbuch
Für Rechtsanwalt Lau sind Verschärfungen keine Lösung: «Strafverschärfungen haben in der Rechtshistorie noch nie etwas bewirkt. Nicht nur bei Fußball-Fans, sondern prinzipiell», sagte er. Der Jurist verwies auf das funktionierende Strafrechtssystem, die Strafprozessordnung und das Strafgesetzbuch: «Wenn jemand will, einen Sachverhalt zu sanktionieren, haben wir genügend Instrumente, dem nachzugehen.»
Auf der anderen Seite werde sich ein Täter von Strafverschärfungen nicht abhalten lassen. «Kein Täter denkt darüber nach, diese Tat nicht zu begehen, weil sie nicht mehr mit einer Geldstrafe, sondern mit Freiheitsstrafe bestraft wird», sagte Lau, «und da können sie die Strafen hochsetzen soviel sie wollen: Damit wird nicht eine Fackel weniger abgebrannt.»
Pokal-Endspiel zeigt Dilemma
Zudem führt der Anwalt das DFB-Pokal-Finale in Berlin als Beispiel an. «In jedem Jahr brennt es in beiden Kurven. Der DFB kriegt es als Veranstalter selbst nicht in den Griff, was er Fans und Vereinen das ganze Jahr über vorwirft.»
Lau schlägt eine andere Vorgehensweise vor: «Vielleicht sollte man nicht die Strafen verschärfen, sondern der Sache auf den Grund gehen.» Denn nur in Gesprächen könnten Lösungen gefunden werden: «Wenn alle von ihren Positionen ein Stück abgeben, dann trifft man sich irgendwo. So könnte vielleicht eine Lösung aussehen.»
Und daher gehören für den Berliner Rechtsanwalt die Fans mit an den Tisch. Auf dem Gipfel werde nicht mit den Fans, sondern über die Fans geredet. Sie nicht einzuladen sei «meist der Kardinalfehler von Verbänden».
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