Einen Monat vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland ist auch in Berlin das Thema nicht mehr zu übersehen. Das Brandenburger Tor, Wahrzeichen der Hauptstadt, wurde am Mittwoch in Fußballoptik eingerahmt. Zu sehen ist nun ein riesiges Fußballtor - 64 mal 26 Meter groß und versehen mit einem 5 Meter tiefen Fundament, wie die Tourismusgesellschaft Visit Berlin mitteilte. Dazu werden seit Tagen 24 000 Quadratmeter Kunstrasen verlegt. «Das wird das Bild der Euro 24 sein», kündigten die Veranstalter des EM-Begleitprogramms von Senat und Kulturprojekten an.
Die EM beginnt am 14. Juni und endet am 14. Juli mit dem Endspiel in Berlin. Außerdem finden drei Vorrundenspiele (15. Juni, 21. Juni, 25. Juni), ein Achtelfinale (29. Juni) und ein Viertelfinale (6. Juli) in Berlin statt.
Die gesamte Europameisterschaft mit ihren zahlreichen Veranstaltungen in der Hauptstadt wird von der Berliner Polizei mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften geschützt. Polizeipräsidentin Barbara Slowik kündigte an: «Wir werden eine sehr hohe Polizeidichte an den Hotspots an den Spieltagen sehen.» Genaue Zahlen wolle sie noch nicht nennen. «Sicher werden es aber mehrere tausend Kollegen um die entsprechenden Orte sein.» Schon im vergangenen Jahr hatte die Berliner Polizei Urlaubssperren für ihre Leute angeordnet.
Zu diesen Orten zählt das Olympiastadion, wo sechs Spiele stattfinden. Außerdem sollen zwei große Zonen für Fans mit Übertragungen der Fußballspiele und zahlreichen weiteren Veranstaltungen am Brandenburger Tor und vor dem Reichstag aufgebaut werden. Dort erwarten die Veranstalter an manchen Tagen 50 000 bis 100 000 Menschen. Dazu gibt es zwei weitere große Treffpunkte für Fans am Breitscheidplatz nahe dem Ku'damm und in Charlottenburg am Messegelände.
Zu möglichen Terroranschlägen sagte Slowik, es gebe die seit Jahren bestehende «abstrakte hohe Gefahr». Zugleich betonte sie: «Wir haben aktuell keine Hinweise auf konkrete Anschlagsplanungen.» Weiter sagte sie: «Es gab Drohungen, aber solche Drohungen haben wir immer. Man versucht einzuschüchtern. Das nehmen wir sehr ernst und prüfen es sehr genau.» Aber das tue die Polizei jeden Tag auch im internationalen Austausch über das Bundeskriminalamt. «Aber aus so einer Drohung ergibt sich nicht unmittelbar eine Bedrohung.»
Innen- und Sportsenatorin Iris Spranger (SPD) sagte, auch Einreiseverbote würden geprüft und mit dem Bundesinnenministerium besprochen. «Das ist aber Sache des Bundes.» Insgesamt hätten in Berlin 83,7 Millionen Euro für die EM zur Verfügung gestanden. Die Summe sei unabhängig von nötigen Einsparungen im Landeshaushalt und umstrittenen Planungen für Kürzungen bei Polizei und Feuerwehr.
Insgesamt hoffen die Berliner Veranstalter aus Senat und Verbänden auf 2,5 Millionen Fans verteilt über den Zeitraum der EM vom 14. Juni bis 14. Juli. Bei Polizei und Feuerwehr laufen die Vorbereitungen seit mehreren Jahren. Es gab zahlreichen Übungen, darunter zu Katastrophenfällen mit biologischer, chemischer oder radioaktiver Verseuchung. Die Polizei kaufte zusätzliche Ausrüstung zur Drohnenabwehr und für Barrieren gegen Angriffe mit Autos oder Lkw an den Fan-Zonen.
Gewalttätige Fans wie Hooligans sollen sehr genau überwacht werden. «Wir werden alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen», sagte Slowik. Auch Aufenthaltsverbote oder Festnahmen seien möglich. An den Eingängen zum Stadion könnten sogenannte Super-Recognizer, Menschen mit besonderen Fähigkeiten zur Gesichtserkennung, zum Aufspüren bekannter Hooligans postiert werden. Zu Taschendiebstahl und Sexualstraftaten soll es spezielle Präventionen und Hinweise geben.
Zusammen mit der Senatskulturverwaltung kündigte Moritz van Dülmen von der Kulturprojekte GmbH ein umfassendes Begleitprogramm an. Vor allem rund um Reichstag und Brandenburger Tor gebe es täglich kostenlose Veranstaltungen, sagte van Dülmen. Er nannte Open-Air-Kino, Fußballfilme, Konzerte und vieles mehr. Konkrete Planungen sollen am nächsten Dienstag veröffentlicht werden. Für die 1400 Stellen für ehrenamtliche, junge Betreuer, sogenannte Volunteers, habe es 30.000 Bewerbungen gegeben.
Es werde fünf große Eingänge in die Fan-Zonen mit Taschenkontrollen geben. 500 private Wachleute seien eingeplant. Bei Hitze wolle man kostenlos Trinkwasser anbieten. «Das wird ein Programm nicht nur für Bier trinkende, grölende Fußballfans, sondern für alle Menschen.»
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