Einen Grund zum Feiern finden sie bei Union Berlin immer. Da sich das 2:2 gegen den 1. FC Heidenheim ziemlich mau anfühlte, besangen die Fans der Eisernen einfach ihren Kapitän Christopher Trimmel an dessen 37. Geburtstag. Der stimmgewaltige Chor von der Waldseite im Stadion an der Alten Försterei wollte nach dem Abpfiff gar nicht aufhören. Also ging der Jubilar in Badelatschen nochmal auf den Rasen und schwang den Morgenstern von Maskottchen Ritter Keule so energisch, dass Kollege Josip Juranovic neben ihm lieber in Deckung ging.
Diesen Elan des Teamseniors will Trainer Nenad Bjelica im letzten Saisondrittel von allen seinen Spielern auf dem Rasen sehen. Denn das Remis gegen den unermüdlich rennenden Aufsteiger hat die Lage im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga nur marginal verbessert. «Wir müssen weiter punkten. 25 Punkte werden nicht reichen», mahnte der Chefcoach. Erstmals unter Bjelica mussten sich die Eisernen in einem Heimspiel mit einem Zähler begnügen.
Der Club-Rekord von fünf Erfolgen in Serie im eigenen Stadion wurde verpasst, weil der Gegner zwei Tor-Geschenke bekam. «Wenn man den Gegner so einlädt, ist es ärgerlich, dass man nicht mit drei Punkten da steht», sagte Rani Khedira und fügte aber auch pragmatisch an: «Ein Punkt mehr ist ein Punkt mehr. Er gibt uns heute ein gutes Gefühl und hoffentlich reicht er, um in der Bundesliga zu bleiben.»
Bjelicas Glück ist, dass nicht nur Khedira diese typische Union-Einstellung lebt. Trimmel wollte nicht nur die Keule schwingen, sondern verlangte ein klares Tugendbekenntnis. «Man kann sich gar nicht sicher sein, ganz klar. Unsere Mentalität ist nicht so, dass wir glauben, wir sind durch. Wir ackern und kämpfen um jeden Punkt. Deswegen ist es wichtig, dass wir auf uns schauen und unsere Arbeit machen», forderte der Österreicher.
Acht Punkte Vorsprung haben die Eisernen auf den 1. FC Köln auf Platz 16. Die können bei einem Negativlauf schnell aufgebraucht sein, auch wenn die momentane Stimmung konzentriert solide ist. Das Selbstvertrauen ist zurück in Köpenick. «Wir treten schon mehr als Einheit auf. Jeder ordnet sich ein Stück unter», beschrieb Khedira den Wandel seit der Übernahme von Bjelica. Den Aufwärtstrend nach dem Ende der Langzeit-Ära von Trainer Urs Fischer hätten Union wahrlich nicht alle zugetraut.
5 Siege, 3 Unentschieden, 3 Niederlagen hatte Bjelica seine Bilanz nach elf Bundesliga-Spielen parat. Ordentlich für einen Club nach sportlicher prekärer Schieflage noch im November. Doch der Kroate weiß, das kann auch schnell Makulatur sein. Zumal Union seine famose Heimstärke nun gegen Schwergewichte der Liga beweisen muss. Der nächste Gegner in der Alten Försterei heißt schon am kommenden Samstag Borussia Dortmund. Auch Bayer Leverkusen, Bayern München und der SC Freiburg kommen bis Mitte Mai noch nach Berlin. «Zu Hause können wir gegen jeden bestehen», sagte Khedira.
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