Vor der geplanten Vergabe der Weltmeisterschaft 2034 an Saudi-Arabien lenkt die Menschenrechtsorganisation Amnesty International den Fokus auf die Risiken, denen Fußball-Fans in dem Wüstenstaat ausgesetzt sind. «Eine Frau ist stärker eingeschränkt als ein Mann. Wer homosexuell ist, wird kriminalisiert, da gleichgeschlechtliche Handlungen bestraft werden», sagte Stephen Cockburn, Leiter der Abteilung für wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit, dem «Tagesspiegel».
Niemand könne wissen, wie diese Themen während der WM behandelt werden. «Wird jemand mit einer Regenbogenflagge verhaftet? Können gleichgeschlechtliche Paare ein Hotelzimmer buchen? Wie werden die Sicherheitskräfte in Bezug auf Antidiskriminierung geschult? Wir wissen es nicht», stellte Cockburn klar.
Offiziell vergeben wird die Endrunde 2034 zusammen mit der WM 2030 bei einem Online-Kongress der FIFA an diesem Mittwoch. Eine Auswahl gibt es nicht, für 2034 steht alleine Saudi-Arabien zur Wahl.
Saudi-Arabien «noch repressiver» als Katar
Entgegen deutlicher Kritik hält der Weltverband FIFA Saudi-Arabien für den fast perfekten Gastgeber der WM 2034. Im veröffentlichten Evaluationsbericht erhält die Bewerbung 4,2 von 5 möglichen Punkten. In der sogenannten allgemeinen Risikobewertung verschiedener Bereiche stellt die FIFA im schlechtesten Fall allenfalls ein «mittleres Risiko» fest.
Cockburn nannte den Bericht eine «erstaunliche Verharmlosung» der seiner Meinung nach katastrophalen Menschenrechtsbilanz. «Die FIFA und der saudische Fußballverband haben die Definition dessen, worüber sie sprechen mussten, einfach reduziert und im Wesentlichen entschieden, welche Menschenrechte ihnen wichtig sind. Sie haben einige der schwerwiegendsten Risiken ignoriert», kritisierte der Experte.
Im Vergleich zu Katar, dem Austragungs-Ort der WM 2022, nannte Cockburn Saudi-Arabien «noch repressiver». Es gebe keine unabhängigen Medien und keine Menschenrechtsaktivisten vor Ort.
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