Nach der Ausbreitung der für Fische giftigen Goldalge in der Oder dringt der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) auf einen besseren Schutz des deutsch-polnischen Grenzflusses. Die Umweltbehörden gaben nach hohen Messwerten bislang keine Entwarnung. Die giftige Goldalge hatte in Kombination mit Niedrigwasser und hohen Temperaturen im Sommer vor zwei Jahren ein massenhaftes Fischsterben in der Oder ausgelöst.
Die Ursachen, die 2022 zur Umweltkatastrophe geführt hatten, seien immer noch nicht maßgeblich bekämpft worden, beklagte der Vorsitzende des Nabu-Landesverbandes Brandenburg, Björn Ellner, am Donnerstag. «Immer noch werden durch polnische Bergbaubetriebe salzhaltige Frachten in den Fluss eingeleitet.» Zudem belasteten Ausbaupläne für die Oder das schon geschwächte Ökosystem des Flusses zusätzlich. «Der Fluss braucht jetzt eine umfassende Erholung und Renaturierung, um ihn resilienter zu machen. Sonst werden wir jedes Jahr eine Katastrophe zu beklagen haben», forderte Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger.
Auch Greenpeace hält die Einleitung salziger Abwässer aus polnischen Bergwerken für die Ursache der hohen Belastung des Flusses und forderte die Regierung auf, sie zu stoppen.
Das Umweltministerium teilte am Mittwochabend mit, trotz einer leichten Stabilisierung im Vergleich zum vergangenen Wochenende blieben die Messwerte zur elektrischen Leitfähigkeit und der Chlorophyllgehalt im Gewässer sehr hoch. Die Werte sind Indikatoren etwa für Salzgehalt und Algenbelastung. Am vergangenen Wochenende waren laut Behörde auch die Werte für die Toxizität im Fluss in Frankfurt (Oder) sehr hoch. Am Winterhafen in Frankfurt (Oder) - einem Nebengewässer der Oder - waren tote Fische zu sehen.
«Die ausgegebene Gefährdungsstufe 3 bleibt bestehen», hieß es am Mittwochabend vom Umweltressort. Bei dieser höchsten Stufe im Warnsystem zur Oder, das nach der Umweltkatastrophe 2022 eingeführt wurde, werde von einer Algenblüte durch Prymnesium parvum ausgegangen. Die aktuelle Wettersituation habe sich durch hohe Abflusswerte in der Oder bisher günstig ausgewirkt, sodass die Auswirkungen bislang nicht mit denen im Jahr 2022 vergleichbar seien, so das Ministerium. Hoher Salzgehalt, Niedrigwasser, hohe Temperaturen und das Gift der Goldalge hatten aus Expertensicht im Sommer 2022 das massenhafte Fischsterben in der Oder ausgelöst.
Das Landesumweltamt berät über weitere Maßnahmen der Wassersteuerung und informiert unter anderem auch Landkreise und das Bundesumweltministerium über die Entwicklungen, wie es hieß. Das Alarm- und Meldesystem sei nach der Umweltkatastrophe 2022 mit der polnischen Seite optimiert worden.
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