Daniela Klette hat ein Faible für italienische Namen. Die frühere RAF-Terroristin soll Alias-Namen wie Claudia Bernadi oder Claudia Schmidt Oliviera verwendet haben. Und die 65-Jährige ebenso wie ihr mutmaßlicher Komplize Burkhard Garweg mögen Hunde - die des gesuchten 55-Jährigen hörten auf die Namen Anusch und Lola. Führen die Namen seiner Hunde zur Festnahme des früheren RAF-Terroristen? Mit neuen Details hoffen die Ermittler aus Niedersachsen auf einen Durchbruch bei der Fahndung nach den Komplizen der inhaftierten Daniela Klette.
«Wir werden in unserem Fahndungsdruck nicht nachlassen und sind fest entschlossen, die Gesuchten Garweg und Staub festzunehmen», sagte der Präsident des niedersächsischen Landeskriminalamts, Friedo de Vries, am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Mit Hilfe eines neuen Fahndungsaufrufs wollen die Ermittler einen Monat nach der Festnahme Klettes auch Garweg und Ernst-Volker Staub (69) fassen. Dazu wurde ein neues Plakat mit Fotos der wegen versuchten Mordes Gesuchten veröffentlicht und bundesweit auch in gedruckter Form verteilt.
Auch veröffentlichten das Landeskriminalamt und die Staatsanwaltschaft Verden die Namen der zwei Hunde, die Garweg zeitweise besaß, sowie Alias-Namen, die Klette und Garweg benutzt haben sollen. Zahlreiche Hinweise werden vom LKA und der Staatsanwaltschaft Verden ausgewertet. «Wir gehen über 750 aktuellen Hinweisen nach, die sich sowohl auf Deutschland als auch auf das Ausland beziehen», betonte de Vries. «Die Verbundenheit von Garweg zu seinen Hunden ist ein Puzzleteil in unserer Fahndung.» Zuvor hatte das LKA bereits ein Foto veröffentlicht, das den 55-Jährigen zwischen zwei Hunden auf einem Sofa sitzend zeigt - und zwar in Daniela Klettes Wohnung. Beide dürften nach bisherigen Erkenntnissen in engem Kontakt gestanden haben.
Klette, die unter falscher Identität in einer Wohnung in Berlin-Kreuzberg lebte, wurde am 26. Februar festgenommen. Sie gehörte wie Garweg und Staub der sogenannten dritten Generation der linksextremistischen Terrororganisation Rote Armee Fraktion (RAF) an, die bis 1991 zahlreiche Anschläge verübt und Menschen getötet hatte. Die 65-Jährige sitzt in Untersuchungshaft im Frauengefängnis in Vechta. Klette, Staub und Garweg wurden beziehungsweise werden auch wegen mehrerer Raubüberfälle gesucht, bei denen auch auf Menschen geschossen wurde.
Die drei waren Jahrzehnte untergetaucht, Garweg lebte den Ermittlungen zufolge unter falschem Namen auf einem Bauwagen-Gelände in Berlin. Die Behörden gehen davon aus, dass der Ex-Terrorist seit vielen Jahren an verschiedenen Orten in Berlin gewohnt hat. Zuletzt war er häufig mit seiner Hündin Lola unterwegs.
Wahrscheinlich habe Garweg ausschließlich Alias-Personalien wie Martin Becker, Martin Martens und Martin von Staden genutzt. Es sei aber davon auszugehen, dass er über weitere Identitäten verfüge und auch künftig Alias-Personalien nutzen werde, um seine Identität zu verschleiern. Bei der Durchsuchung des Bauwagens des 55-Jährigen waren Utensilien zum Fälschen von Dokumenten sichergestellt worden.
Nach Angaben der Ermittler wurden in der Wohnung der Ex-Terroristin auch Spuren gefunden, die Ernst-Volker Staub zugeordnet werden können. Außerdem wurden Waffen und Munition gefunden. Aus gefundenen Ausweisdokumenten gehe hervor, dass die Ex-Terroristin sich Claudia Bernadi, Carlotta Gärtner, Claudia Schmidt oder Claudia Schmidt Oliviera nannte.
Um die Gesuchten zu finden, setzen die Ermittler auch auf Hilfe der Bevölkerung. So fragen sie sich, wo Garweg vor seinem Aufenthalt in einem Bauwagencontainer in Berlin lebte, wo er mit seinen Hunden unterwegs war - und ob er zeitweise im Ausland war. Wurde Staub möglicherweise in Berlin gesehen - möglicherweise mit Klette oder Garweg zusammen? Und: Wo war Klette in den vergangenen 30 Jahren? Hatte sie möglicherweise Lieblingsorte, wo war sie mit ihrer Hündin Maleika unterwegs?
Zuvor hatte der Anwalt der früheren RAF-Terroristin die Haftbedingungen im Frauengefängnis in Vechta kritisiert. Klette werde fast den ganzen Tag per Video überwacht und zudem komplett isoliert, sagte der Berliner Strafverteidiger Lukas Theune. Seiner Mandantin seien zudem vorab von der Justiz genehmigte Bücher und Zeitungen nicht zugestellt worden. «Nicht mal einen Kugelschreiber gibt man ihr», sagte Theune und kündigte an: «Wir werden die Haftbedingungen juristisch angreifen.» Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Verden wird die 65-Jährige von den anderen Gefangenen abgeschirmt, weil sie ansonsten die Brief- und Telefonkontrolle unterlaufen könne.
Wie geht es nun weiter vor allem für Garweg und Staub - sind die Fahnder ihnen möglicherweise dicht auf den Fersen? De Vries betonte: «Bei Fahndungen dieser Art weiß man nie – die entscheidende Spur, die uns zu den beiden Gesuchten führt, kann jederzeit eingehen.»
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