Rund zweieinhalb Wochen nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt verzeichnet der Bundesopferbeauftragte Roland Weber einen hohen Hilfsbedarf bei Betroffenen. Bislang seien etwa 400 Menschen angeschrieben worden und hätten erste Informationen zu Hilfsangeboten bekommen. «Von den Mitarbeitern des psychosozialen Beratungstelefons höre ich: Es haben sich noch nie so schnell so viele wie diesmal gemeldet», sagte Weber der Deutschen Presse-Agentur.
Die zeige ihm, dass der Austausch zwischen den Behörden funktioniere und eine schnelle Kontaktaufnahme zu Betroffenen dadurch möglich sei. «Im Moment gibt es sehr viel zu koordinieren und zu steuern. Es ist die Zeit des Handelns», erklärte Weber. Um den mehr als 500 Betroffenen schnell und gezielt helfen zu können, wird es nach seinen Angaben an diesem Montag (13. Januar) zwischen den beteiligten Stellen zum zweiten Mal einen Runden Tisch geben.
Betroffenen ein niederschwelliges Angebot machen
«Wir wollen den Betroffenen ein niederschwelliges Angebot machen», erläuterte der Bundesbeauftragte. So könne man hoffentlich zum Beispiel helfen, dass eine Belastungsreaktion nicht zu einer Belastungsstörung werde, in deren Folge schlimmstenfalls eine Erwerbsunfähigkeit entstehe. Nach dem Gesetz habe jeder einen Anspruch auf eine psychologische Betreuung. Andere Hilfestellungen gebe es beispielsweise bei Formalitäten mit Kranken- und Unfallkassen oder Behörden wie dem Versorgungsamt.
Kurz vor Weihnachten war ein 50-Jähriger mit einem Auto über den Magdeburger Weihnachtsmarkt gerast. Dabei wurden sechs Menschen getötet und knapp 300 Personen verletzt. Der Mann aus Saudi-Arabien sitzt in Untersuchungshaft.
Verbesserung seit Terroranschlag in Berlin
Rechtsanwalt Weber ist seit 2012 Opferbeauftragter in Berlin. Über Jahre hinweg gab es das Amt nur in der Hauptstadt. Infolge der Erfahrungen bei der Betreuung von Opfern nach dem islamistischen Terroranschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche im Jahr 2016 hat sich die Situation nach seinen Angaben deutlich verbessert.
Inzwischen gibt es in allen Ländern Opferbeauftragte, ebenso beim Bund. Dieses Amt bekleidet Weber seit dem Jahreswechsel auch - und ist damit auch Ansprechpartner für alle Betroffenen des Magdeburger Anschlags.
«Jeder, der kommt und mir sagt, mir geht es infolge des Anschlags schlecht, bekommt Hilfe», betonte Weber. Nach derzeitigem Kenntnisstand gehe er von mehr als 500 Betroffenen aus. Denn zu den Opfern gehören zwischenzeitlich nach dem Gesetz auch nahe Angehörige.
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