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400 Festnahmen und viele Verletzte in Berliner Neujahrsnacht

Polizei und Feuerwehr hatten in der Silvesternacht gut zu tun.  / Foto: Soeren Stache/dpa
Polizei und Feuerwehr hatten in der Silvesternacht gut zu tun. / Foto: Soeren Stache/dpa

Die wilde Böllerei in Berlin hinterlässt ihre Spuren. Mutmaßliche Kugelbomben haben schlimme Folgen.

Straftaten, mehrere Hundert Festnahmen, illegales Feuerwerk, schwer verletzte Bölleropfer - und ein Ausfall der Wasserversorgung. Berlin erlebte erneut einen vielfach unschönen Jahreswechsel. Im Fall einer heftigen Detonation mit Schäden an mehreren Häusern in Schöneberg sprach ein Feuerwehrsprecher von einem «Schlachtfeld». Friedlich gefeiert wurde aber auch. Am Brandenburger Tor kamen 60.000 Menschen zur traditionellen Silvesterparty. 

Die Polizei nahm während der Böllerei in der Nacht mindestens 400 Menschen wegen Straftaten fest - etwa so viele wie vor einem Jahr. Etliche griffen Einsatzkräfte oder andere Menschen mit Pyrotechnik an, andere hatten illegale Waffen oder Böller dabei. Wieder andere fielen wegen Gewalttaten oder Brandstiftung auf. Die Polizei leitete 670 Strafverfahren ein.

37 Polizisten und eine Einsatzkraft der Feuerwehr seien verletzt worden, bilanzierten Innensenatorin Iris Spranger und die Berliner Polizei. Zum Vergleich: Im Vorjahr hatten 54 Polizisten Verletzungen erlitten, darunter 34 Beamte der Einsatzhundertschaften und 20 Streifenpolizisten im Rahmen ihres normalen Dienstes. 

Massive Schäden durch illegale Kugelbomben

Durch illegale Feuerwerkskörper - mutmaßlich sogenannte Kugelbomben - entstanden große Schäden, mehrere Menschen wurden teils schwer verletzt. Ein Polizist erlitt schwerste Beinverletzungen, wie es hieß. Bei einer heftigen Detonation in Schöneberg wurden laut Feuerwehr zahlreiche Häuserfassaden schwer beschädigt, Fenster gingen massenhaft zu Bruch - an sieben Gebäuden. Drei Personen seien nach dieser Explosion festgenommen worden, so die Polizei.

36 Wohnungen seien unbewohnbar, sagte ein Sprecher der Berliner Feuerwehr. Er sprach von einem «Schlachtfeld», das der wohl nicht zugelassene Sprengkörper hinterlassen habe. Experten gehen von einer Kugelbombe aus, die wegen ihrer hohen Explosionskraft hierzulande eigentlich nicht für den Allgemeingebrauch zugelassen ist.

Die Polizei teilte mit, bei der Explosion in der Vorbergstraße seien fünf Menschen verletzt worden. Zwei von ihnen, eine 29-Jährige und eine 27-Jährige, wurden in Krankenhäusern behandelt. Zudem zerbarsten die Scheiben einer Apotheke, die danach geplündert worden sei - und von der Polizei bewacht werden musste. 

Ein illegaler Böller explodierte laut Feuerwehr auch im Bottroper Weg im Stadtteil Tegel, hier inmitten einer Menschenmenge. Acht Menschen wurden nach Angaben des Sprechers verletzt. Ein Siebenjähriger erlitt demnach lebensgefährliche Verletzungen und musste notoperiert werden. Ein 41-Jähriger erlitt schwere Verletzungen. Sechs weitere Personen, darunter mehrere Kinder, wurden leicht verletzt und in Krankenhäuser gebracht.

Mehr Einsätze bei der Feuerwehr

Die Berliner Feuerwehr bilanzierte über den Jahreswechsel zwischen 19.00 Uhr und 6.00 Uhr 1.892 Einsätze. Das waren 294 mehr als im Vorjahr. Darunter waren laut einer Mitteilung 825 Brände, 847 Rettungsdiensteinsätze sowie 220 technische Hilfeleistungen und sonstige Einsätze. In 13 Fällen wurden Einsatz- und Rettungskräfte laut Feuerwehr angegriffen oder bei ihrer Arbeit behindert. 

«Auffällig waren in diesem Silvester vermehrt Brände in Wohngebäuden mit gefährdeten Personen, die durch die Berliner Feuerwehr gerettet und versorgt wurden», hieß es in einer Mitteilung. Im Stadtteil Kreuzberg brannte es auch in einer Tiefgarage und einem ehemaligen Parkhaus.

Mann durch Böller wohl erblindet

Das Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) meldete mindestens 17 Bölleropfer. Fünf von ihnen seien durch Kugelbomben schwer an Händen, Gesicht und Augen verletzt worden, darunter auch Kinder, sagte eine Kliniksprecherin. Ein junger Mann sei wohl komplett erblindet, andere Menschen zogen sich demnach Brandwunden zu oder erlitten einen Hörverlust. 

«Die Anzahl der Patienten ist im Vergleich zu den Vorjahren eher durchschnittlich oder etwas unterdurchschnittlich. Die Schwere der Verletzungen ist aber ungewöhnlich», erläuterte die Sprecherin. Sie sprach von extremen Verletzungen und «Zerreißungsfrakturen» bei den Opfern aufgrund der großen Sprengkraft der illegalen Böller. 

Der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Stephan Weh, forderte Konsequenzen. «Es werden immer mehr, die Raketen, Böller und Batterien für Angriffe nutzen, die Zahl der Kugelbomben steigt», beklagte er. «Wir kämpfen als GdP für ein Pyrotechnikverbot für den Privatgebrauch. Denn Feuerwerk gehört in die Hände von Fachleuten.» 

Wegner: Härte des Rechtsstaates

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) dankte den 5.500 Einsatzkräften von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten. Sie hätten Schlimmeres verhindert. «Mit Kugelbomben auf Polizisten schießen, mit Pyrotechnik oder Steinen die Einsatz- und Rettungskräfte der Feuerwehr angreifen – unfassbar», sagte Wegner. «Solche Straftäter müssen die volle Härte des Rechtsstaats spüren.»

Kein Wasser aus dem Hahn 

Als ob die Einsatzkräfte zum Jahreswechsel nicht schon genug zu tun hätten, fiel am Silvesterabend gegen 20.00 Uhr in weiten Teilen Berlins auch noch die Wasserversorgung zeitweise aus. Grund war nach Angaben der Wasserbetriebe der Bruch einer Hauptleitung an der Seestraße im Stadtteil Wedding. 

Hunderttausende Haushalte in mehreren Bezirken, darunter Mitte, Charlottenburg-Wilmersdorf und Friedrichshain-Kreuzberg, hatten für eine oder zwei Stunden kein Trinkwasser aus dem Hahn. Bis Mitternacht normalisierte sich die Lage nach Angaben der Wasserbetriebe wieder. An der Bruchstelle wurde die Leitung zunächst mittels Ventilen geschlossen und soll nunmehr grundsätzlich repariert werden.

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