Der Abriss der maroden Autobahnbrücke im Berliner Westen verzögert sich immer weiter. Der Beginn ist nun erst für den frühen Samstagmorgen geplant, wie der Projektleiter der Autobahn GmbH Nordost der Deutschen Presse-Agentur sagte. Grund sei, dass das Fallbett für die Brückenbrocken noch komplettiert werden müsse. Es habe logistische Probleme gegeben. Die 1963 gebaute Brücke gehört zum Autobahndreieck Funkturm in Berlin-Charlottenburg, über das täglich rund 230.000 Autos rollen.
Ursprünglich sollten die Betonzangen - oder auch Knabberer - bereits gegen Freitagmittag mit den Arbeiten beginnen. Die Autobahn GmbH lud eigens zu einem Pressetermin an die Brücke, informierte dann aber vor Ort, dass der Abriss erst am frühen Abend beginnen werde. Dieser Zeitplan verzögerte sich am Abend immer weiter. Am gesamten Zeitplan des Brücken-Abbruchs ändere sich nichts, hieß es. Nächste Woche Donnerstag soll die gesamte Brücke abgerissen sein.
Ralph Brodel, Sprecher der Autobahn GmbH Nordost, hatte am Mittag als Grund für die Verzögerung genannt, die Rampe zur Brücke müsse aus statischen Gründen noch einmal zusätzlich gestützt werden. «Wir bewegen uns ja hier in einem sehr dicht umbauten Raum und das Ganze muss dann eben sehr, sehr kontrolliert passieren.» Er sprach von einem hochdynamischen Prozess, der stark beschleunigt worden sei. «Das, was normalerweise sechs Monate im Schnitt braucht, machen wir jetzt gerade hier in sechs Wochen.»
Zugleich begann am Freitag die Ausschreibung für den Ersatzbau der Brücke. Der Zuschlag für ein entsprechendes Neubaukonzept solle möglichst im Sommer erfolgen, sagte der Technische Geschäftsführer der zuständigen Projektmanagementgesellschaft Deges, Andreas Irngartinger. «Das wesentliche Zuschlagskriterium wird die Minimierung der Bauzeit und der Beeinträchtigung für den S-Bahn-Verkehr sein.»
Details zum Ersatzneubau sind offen
Wie lange es dann dauert, bis mit dem Bau begonnen werden kann und wann dieser abgeschlossen sein wird, blieb offen. Es läuft aber wohl wieder auf eine Brücke mit drei Fahrbahnen hinaus. Grundlage für den Neubau ist nach Deges-Angaben die seit längerem geplante Erneuerung des Autobahndreiecks Funkturm. Der Bund stellt für den Neubau 150 Millionen Euro zur Verfügung.
Die Ringbahnbrücke war Mitte März aus Sicherheitsgründen kurzfristig komplett gesperrt worden. Ein seit langem bekannter Riss hatte sich überraschend vergrößert. Der Pkw-Verkehr wird seitdem über eine Spur auf der Gegenfahrbahn umgeleitet. Lkw müssen weite Umwege in Kauf nehmen. Vor allem zu Beginn der Sperrung kam es rund um das Autobahndreieck Funkturm - einem der wichtigsten Verkehrsknoten in Deutschland - zu Verkehrschaos.
Auch die etwas weiter nördlich gelegene Westendbrücke wurde gesperrt. Sie soll ab diesem Samstag ebenfalls abgerissen werden. Auch diese Arbeiten dauern demnach bis zum 25. April an, wie die Deges mitteilte.
Normalerweise fahren 50.000 Fahrgäste täglich mit der S-Bahn
Ende März wurde dann ebenfalls sehr kurzfristig die wichtige S-Bahntrasse unter der Ringbahnbrücke aus Sicherheitsgründen gesperrt. 50.000 Fahrgäste sind hier nach Angaben der S-Bahn normalerweise täglich unterwegs. Zwischen Halensee und Westend fährt ein Ersatzverkehr mit Bussen. Planmäßig soll die S-Bahn ab Montag, 28. April, wieder fahren.
Allein beim Abriss der Ringbahnbrücke fallen nun 11.000 Tonnen Schutt an, wie Brodel sagte. «Für die Errichtung der notwendigen Baustraße und des sogenannten Abrissbettes mussten rund 34.000 Tonnen Material bewegt werden», teilte die Autobahn GmbH mit. Gearbeitet wird Tag und Nacht. «Rund 50 Arbeitskräfte und 20 projektleitende Personen» seien auf der Baustelle im Einsatz.
Zunächst wird eine alte Rampe, die zur Brücke hinaufführt, in drei Abschnitten abgerissen. Anschließend - eventuell Anfang der kommenden Woche - folgt der Mittelteil der Ringbahnbrücke direkt über den Schienen. Beim Abriss wird die Brücke nicht nur abgeknabbert, sondern einzelne Teile werden auch weggestemmt.
Baustelle im Livestream bei Youtube
Die Schienen werden mit Planen, Holzbohlen, Stahlplatten, Kies und Sand geschützt. So sollen sie die tonnenschweren Brückenbrocken aushalten, ohne beschädigt zu werden.
Wie der Abriss vorankommt, kann jederzeit online verfolgt werden. Die Autobahn GmbH überträgt die Bauarbeiten per Livestream auf Youtube.
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