Der frühere Bundespräsident Joachim Gauck (84) hat die Menschen in Deutschland dazu aufgerufen, Freiheit und Demokratie mit Mut gegen autoritäre Kräfte zu verteidigen. «Wenn wir Verächtern der liberalen Demokratie unsere Angst schenken, dann gibt es keinen guten Weg in die Zukunft», sagte Gauck beim Gedenken an den Mauerfall vor 35 Jahren an der Glienicker Brücke in Potsdam. Viele mutige Menschen in der DDR, die 1989 gegen das SED-Unrechtsregime auf die Straße gingen, hätten gezeigt, dass sich Ängste und das Gefühl der Ohnmacht überwinden ließen.
Der in Rostock geborene Altbundespräsident Gauck und frühere DDR-Bürgerrechtler hatte von 2012 bis 2017 das höchste Staatsamt inne. Im wiedervereinigten Deutschland war er zehn Jahre erster Chef der neu gegründeten Stasi-Unterlagen-Behörde.
Gauck sagte: «Nun müssen wir Norddeutschen es mal gestehen: Die Sachsen waren es dann doch, die uns geholfen haben, auf die Sprünge zu kommen.» Denn bevor damals die Menschen in Potsdam und Rostock auf die Straßen gegangen seien, hätten sich die Bürger in Plauen und Leipzig schon am 7. und 9. Oktober zu Demonstrationen versammelt.
Wendeherbst vor 35 Jahren
Leipzig erinnert jedes Jahr an den 9. Oktober 1989, als eine große Montagsdemonstration mit mindestens 70.000 Menschen zu einem Meilenstein im Wendeherbst wurde. Einen Monat später fiel die Berliner Mauer.
Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) sagte bei der Gedenkveranstaltung: «Auch und gerade heute brauchen wir wieder Menschen, die sich für unsere liberale Demokratie, unsere offene Gesellschaft einsetzen – gemeinsam, beharrlich, mutig und friedlich.» Sie rief dazu auf, der jungen Generation, die DDR und Mauerfall nicht erlebt haben, die Lehren aus der Geschichte stärker zu vermitteln.
An der Glienicker Brücke zwischen Berlin und Potsdam wurde die Grenze erst einen Tag nach dem Fall der Berliner Mauer, am 10. November, geöffnet. Die Glienicker Brücke war während des Kalten Kriegs auch wegen des Austauschs von Agenten bekanntgeworden.
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