Die Mitglieder der Gewerkschaft IG Metall in den deutschen Alstom-Werken haben für eine Kündigung des sogenannten Zukunftstarifvertrags gestimmt. 88,1 Prozent sprachen sich dafür aus, wie die IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen am Donnerstag mitteilte. Ziel des erst im letzten Jahr abgeschlossenen Vertrags sei es, die Standorte sowie rund 9600 Arbeitsplätze in Deutschland vorerst zu sichern. Die Gewerkschaft und der Gesamtbetriebsrat werfen dem Management demnach vor, die Umsetzung der getroffenen Vereinbarungen bewusst zu verschleppen.
Es sei nicht erkennbar, dass Alstom sich an die Vereinbarungen halten werde, sagte Uwe Garbe, erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostsachsen, einer Mitteilung zufolge. «Bis heute gibt es keine belastbaren Aussagen des Managements, wie die Verhandlungsergebnisse umgesetzt werden sollen. Im Gegenteil: Alstom hat weitere Entlassungen angekündigt, die auch die deutschen Standorte treffen würden.» Gewerkschaftsangaben zufolge geht es um eine Streichung von bis zu 290 Stellen. Die Standorte Görlitz und Hennigsdorf seien abermals akut bedroht. Der Vertrag gilt laut IG Metall zudem für die Betriebe Bautzen, Siegen und Kassel.
Beschäftigte verzichten auf Urlaubsgeld
Den Zukunftstarifvertrag handelten das Unternehmen und der Betriebsrat im März vergangenen Jahres aus. Alstom rückte im Zuge dessen von der ursprünglich geplanten Streichung von 1300 Stellen in Deutschland ab und der Betriebsrat machte Zugeständnisse beim Einkommen. So verzichteten die Beschäftigten auf ihr Urlaubsgeld, bis vereinbarte Produktivitätskennzahlen erreicht sind. Sobald die Ziele erreicht sind, sollte diese Sonderzahlung zurückgezahlt werden. Garbe kritisierte nun, man sei von diesen Vereinbarungen meilenweit entfernt. «Bislang gehen nur die Kolleginnen und Kollegen einseitig in Vorleistung und müssen sich dennoch um ihre Arbeitsplätze sorgen.»
Das Unternehmen signalisierte am Donnerstag Dialogbereitschaft. «Alstom nimmt die von der Arbeitnehmerseite adressierten Kritikpunkte an der Umsetzung des Zukunftstarifvertrags ernst und prüft sie sorgfältig», teilte Pressesprecher Andreas Flórez mit. Man sei vom Zukunftstarifvertrag und dessen erfolgreicher Umsetzung innerhalb der Laufzeit überzeugt.
Ein letzter Einigungsversuch findet laut IG Metall am 12. April statt. Sollte es dabei kein relevantes Entgegenkommen seitens des Unternehmens geben, werde die Gewerkschaft den Zukunftstarifvertrag kündigen und in die Auseinandersetzung um die Standorte gehen.
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