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Verdi warnt mit Warnstreik bei Galeria vor Bedingungen für Lohnerhöhung

Am 1. August übernahmen neue Eigentümer - Kaufhof und Karstadt sind seitdem aus dem Namen verschwunden. / Foto: Rolf Vennenbernd/dpa
Am 1. August übernahmen neue Eigentümer - Kaufhof und Karstadt sind seitdem aus dem Namen verschwunden. / Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Gewerkschaft Verdi setzt Druck auf neue Eigentümer der Warenhauskette Galeria durch Warnstreik wegen Bedingungen für Lohnerhöhung und Schließungsplänen.

Angesichts der angespannten Lage bei der Warenhauskette Galeria hat die Gewerkschaft Verdi mit einem eintägigen Warnstreik in Berlin und Brandenburg Druck auf den neuen Eigentümer gemacht. Man fordere diesen «nachdrücklich auf, unmoralische, vergiftete Angebote» an die Verkäuferinnen und Verkäufer zu unterlassen und sofort an den Verhandlungstisch zurückzukehren, teilte die Gewerkschaft mit. Auch über die Pläne, nach denen der Galeria-Standort am Berliner Alexanderplatz Ende 2025 zunächst geschlossen werden soll, zeigten sich die Gewerkschafter besorgt. Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey sprach sich dagegen aus, die Filiale zeitweise dichtzumachen.

Seit dem 1. August hat der Warenhauskonzern neue Eigentümer. Die US-Investmentgesellschaft NRDC und eine Beteiligungsfirma des Unternehmers Bernd Beetz haben das Sagen bei der Galeria S.à r.l. & Co. KG, wie der neue Firmenname lautet. Kaufhof und Karstadt sind aus dem Firmennamen gestrichen worden. 

Hintergrund des Warnstreiks ist den Gewerkschafts-Angaben zufolge, dass das Galeria-Management den Verzicht der Beschäftigten auf einen Tarifvertrag zur Bedingung für eine Lohnerhöhung macht. Zudem soll die Lohnerhöhung demnach nur gezahlt werden, wenn 90 Prozent der Beschäftigten einer Filiale auf einen Tarifvertrag verzichten. 

Mehr Geld sollen Verdi zufolge auch nur jene bekommen, die dem Verzicht zustimmen. Gestreikt werden soll an den sechs Berliner Standorten sowie jenem in Potsdam. Dort arbeiten der Gewerkschaft zufolge gut 1.000 Beschäftigte. 

Vor der Filiale in Steglitz hielt Verdi am Vormittag eine Kundgebung mit rund 60 Beschäftigten ab. Viele seien wütend, sagte Gewerkschaftssekretär Ralph Thomas. Sie ärgerten sich über den Druck, den der Eigentümer ausübe. Allerdings sei die Quote von 90 Prozent in einigen Filialen wohl schon erreicht.

Verdi: Beschäftigte haben die Wahl zwischen Pest und Cholera

«Die neuen Eigentümer stellen mehr Geld für die Beschäftigten in Aussicht, was ja tatsächlich dringend notwendig ist. Aber sie verlangen im Gegenzug den Verzicht auf den Tarifvertrag», sagte Conny Weißbach, Landesfachbereichsleiterin Handel Berlin-Brandenburg. So würden die Verkäuferinnen und Verkäufer in die Ecke getrieben, denn sie hätten nur noch die Wahl zwischen Pest und Cholera. 

Mit Blick auf den Alexanderplatz war kürzlich bekanntgeworden, dass der Immobilien-Eigentümer Commerz Real das Gebäude ab Januar 2026 mit dem Ziel der anschließenden Mischnutzung umbauen will. 

«Die bauliche und technische Struktur» sei weder räumlich für eine Mischnutzung ausgerichtet, noch entspreche das Gebäude in seiner aktuellen Form den künftigen energetischen Anforderungen und den Anforderungen der EU-Taxonomie, also dem EU-weiten System zur Klassifizierung von nachhaltigen Wirtschaftsaktivitäten, teilte die Commerzbank-Tochter auf Anfrage mit. Zudem habe sich das Einkaufsverhalten der Menschen signifikant verändert und werde sich weiter verändern, weshalb der Einzelhandel weniger Fläche brauche. 

Immobilien-Eigentümer will «positive, von Kultur geprägte Entwicklung am Alex»

Man sei mit Galeria im Gespräch, «um eine nachhaltige und dauerhafte Einzelhandels-Lösung für die Zeit nach dem Umbau zu finden». Zudem sei man sowohl mit der Berliner Immobilienmanagement GmbH als auch mit dem Senat in Gesprächen über eine mögliche Nutzung des Gebäudes sowohl von Galeria als auch der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB). «Wir können uns beides gut vorstellen und sehen großes Potenzial für eine positive, von Kultur geprägte Entwicklung am Alexanderplatz.» Allein die Ansiedlung der ZLB «könnte an dem leider kriminalitätsbelasteten Ort einen Unterschied machen», hieß es von der Commerz Real.

Wirtschaftssenatorin Giffey hält die Vorstellung, das Warenhaus während der Umbauphase womöglich für zwei Jahre zu schließen, dagegen für falsch: «Ich hoffe sehr, dass die Eigentümer zu einem Umdenken kommen», sagte die SPD-Politikerin. Nach internationalen Standards seien die Baumaßnahmen im laufenden Betrieb üblich - und nach den Erfahrungen in Berlin auch machbar. 

Entscheidend sei, eine Lösung dafür zu finden, dass Galeria nicht aus dem Gebäude ausziehen müsse und der Mietvertrag verlängert werde. «Wir werden auch darüber sprechen, wie wir als Stadt unterstützen können. Für uns hat oberste Priorität, das Flaggschiffwarenhaus am Alexanderplatz muss erhalten bleiben»

Commerz Real betonte, dass man gemeinsam mit Galeria ein Nutzungskonzept entwickeln wolle, das die nächsten 20 Jahre funktioniere. Der gesamte Komplex solle «eine lebendige Mischung aus Arbeit, Kultur und Shopping bieten». Arbeitsplätze sollten nicht verloren gehen.

Verdi teilte angesichts der Gespräche zwischen der Commerz Real und dem Senat dagegen mit, dass die Beschäftigten enorm verunsichert seien. «Das, was die Beschäftigten und ihre Familien auszuhalten haben, geht weit über das Maß des Erträglichen hinaus. Wir erwarten, dass die Arbeitsplätze für die rund 350 Menschen gesichert werden», sagte Weißbach.

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