Mit 80 Jahren dürfte Verena Zapf zu den dienstältesten Lehrern Berlins und auch Deutschlands gehören. Am 4. Januar hatte sie Geburtstag, jetzt feierte sie mit Schülern und Lehrern der Evangelischen Schule Köpenick, die ihr ein Überraschungsständchen bereiteten. Die Biologie- und Chemielehrerin arbeitet an zwei Tagen in der Woche an dem Gymnasium und unterrichtet jeweils drei Stunden, vor allem Biologie-Leistungskurse. «Das kann man schaffen, bis man 100 ist», zeigt sie sich überzeugt.
Die Arbeit mit den Schülern und Kollegen bereite ihr viel Freude. «Und man hat eine strukturierte Woche, muss sich gut anziehen, frisch aussehen», erzählt die Berlinerin, die regelmäßig ein Fitnessstudio besucht, gern spazieren geht und Freunde trifft.
Nicht per Du, aber auf Augenhöhe mit Schülern
Verena Zapf sei eine große Bereicherung für Schüler und Lehrer, sagt die stellvertretende Schulleiterin Kerstin Schwitters. Sie habe durch ihre jahrzehntelange Arbeit einen großen Erfahrungsschatz, von dem Schüler, aber auch jüngere Kollegen profitierten. Außerdem zeige sie, dass man den Beruf lange gesund ausüben könne. Das Thema Lehrergesundheit spiele angesichts vieler Belastungen eine zunehmende Rolle. Positiv sei zudem, dass Verena Zapf den Blick immer wieder darauf lenke, dass man nicht abstumpfen dürfe und immer auf die Stärken und Schwächen der einzelnen Schüler schauen sollte.
Auch andere Schulen setzen in Zeiten des Lehrermangels auf die Erfahrungen Älterer. Laut Martin Klesmann, Sprecher der Bildungsverwaltung, sind an Berlins öffentlichen Schulen insgesamt rund 400 pensionierte Lehrer beschäftigt.
«Man muss die Schüler ernst nehmen und einen guten und abwechslungsreichen Unterricht machen. Dann ziehen sie auch mit», erklärt Verena Zapf. Sie sei zwar nicht per Du mit ihren Schülern, aber immer auf Augenhöhe. «Ich höre mir jedes Problem an - im Unterricht oder auch in der Pause», erzählt Zapf. Ihre Schüler dankten es ihr, erzählt sie. «Manchmal bekomme ich nach dem Abitur Dankesbriefe, und ich habe auch noch Kontakt auch zu ehemaligen Schülern», sagt die Lehrerin.
Im Ruhestand fast depressiv geworden
Seit 1967 unterrichtet sie bereits. «Ich wollte schon als Kind Lehrerin werden und bin es noch immer mit ganzem Herzen», so Zapf. Mit 67 ging sie kurzzeitig in den Ruhestand. «Mir hat alles gefehlt, die Schüler, die Kollegen, das ganze Umfeld. Ich wäre fast depressiv geworden», erzählt sie.
Der Ruhestand dauerte nicht lang. Sie klagte ihrer Friseurin von ihrem Leid, kurz darauf kam der Tipp, dass in Köpenick Lehrer gesucht werden - und schon bald war Verena Zapf wieder im Dienst. «Ich kann einfach nicht auf der Couch sitzen und irgendwelche Filme schauen», so Zapf, die mit dem ehemaligen DDR-Fußballer Manfred Zapf verheiratet ist.
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