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Klinikum in Eberswalde kämpft um finanzielle Zukunft - Unterstützung durch Gesundheitsminister

Bundesgesundheitsminister Lauterbacht verteidigt die Krankenausreform gegen Bedenken. / Foto: Jens Kalaene/dpa
Bundesgesundheitsminister Lauterbacht verteidigt die Krankenausreform gegen Bedenken. / Foto: Jens Kalaene/dpa

Die Geschäftsführung des Werner Forßmann Klinikums in Eberswalde diskutiert mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach über Finanznöte und Zukunftsperspektiven. Lauterbach sichert Unterstützung zu.

Viele Klinikmanager blicken angespannt in die Zukunft. Die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser ist schlecht. Auch das Werner Forßmann Klinikum in Eberswalde arbeitet daran, wieder schwarze Zahlen zu schreiben. «Wir wissen seit Jahren, dass der Wandel unausweichlich ist, nun sind wir mittendrin», teilte das Krankenhaus mit. Über Finanznöte und Zukunftsperspektiven diskutierte die Geschäftsführung jetzt mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). 

«Lassen dieses Haus nicht untergehen»

Der SPD-Politiker verteidigte seine umstrittene Krankenhausreform gegen Bedenken und sagte dem Klinikum bei seinem Besuch Unterstützung zu. Das spezialisierte Krankenhaus sei wie gemacht für die Reform, sagte Lauterbach. Wichtig sei aber, dass das Klinikum, das ein Defizit einfährt, bis zur Reform auch überleben könne. «Wir werden dieses Haus nicht untergehen lassen», so Lauterbach. In einer Übergangsphase würden Krankenhäusern Mittel bereitgestellt. «Dafür wird möglicherweise sogar der Beitragssatz der Krankenkassen noch einmal steigen müssen.»

Das Werner Forßmann Klinikum in Eberswalde habe eine riesige Bedeutung für die Flächenversorgung in der Region, gerade etwa im Bereich der Tumor- und Unfallversorgung und bei Schlaganfällen, sagte Lauterbach. Das Krankenhaus mit rund 450 Betten versorgt nach eigenen Angaben Patientinnen und Patienten der Landkreise Barnim und Uckermark sowie zum Teil des Landkreises Märkisch-Oderland. 

Krankenhaus muss an Reserven 

Die Finanzlage ist aber angespannt: «Ein ausgeglichenes Gesamtergebnis war im Vorjahr nur durch das Aktivieren bilanzieller Reserven möglich», teilte das GLG Werner Forßmann Klinikum mit. Man befinde sich in einem Konsolidierungsprozess.

Das Haus mache sehr gute Arbeit, bekomme aber zu wenige Fälle, weil diese zum Teil in umliegenden Häusern noch gemacht werden, sagte Lauterbach. Hoch spezialisierte Leistungen könnten in Spezialkliniken besser gemacht werden. Kleine Häuser werden dem Minister zufolge künftig für die ambulante Versorgung geöffnet. 

Lauterbach appelliert: Reform nicht blockieren

«Jeder, der die Reform blockiert oder aufhält, geht ins Risiko, dass Krankenhäuser in die Insolvenz gehen», argumentierte Lauterbach. Je schneller die Reform umgesetzt werde, desto mehr Häuser könnten überleben. Lauterbach besuchte das Klinikum zusammen mit der Staatssekretärin im Landesgesundheitsministerium, Antje Töpfer (Grüne).

Die Reform soll finanziellen Druck mindern und einheitliche Qualitätsregeln verankern. Dafür soll die Vergütung mit Pauschalen für Behandlungsfälle geändert werden. Künftig sollen Kliniken 60 Prozent der Vergütung schon für das Vorhalten bestimmter Angebote bekommen. Grundlage der Finanzierung durch die Krankenkassen sollen genauer definierte «Leistungsgruppen» sein, die auch Mindestvoraussetzungen festlegen. 

Es gibt aber auch die Befürchtung, dass künftig etwa Versorgungslücken auf dem Land entstehen und Patienten weite Wege in Kauf nehmen müssen.

Krankenhausgesellschaft: «Schema F» nicht sinnvoll 

«Ich schaue schon mit großen Sorgenfalten auf 2025», sagte der Geschäftsführer der Landeskrankenhausgesellschaft, Michael Jacob, zum Reformvorhaben. Man sei nicht gegen eine Reform. Die bisherigen Pläne hält er für die Kliniklandschaft in ländlichen Regionen aber nicht für zielführend. Er forderte mehr Gestaltungsspielraum für die Länder und kein starres Korsett. «Was für die Uckermark gilt, muss nicht für die Lausitz gelten oder für den Verdichtungsraum Potsdam», sagte Jacob. «Schema F» sei nicht geeignet. Die Länder bräuchten mehr freie Hand, damit Kliniken etwa mehr ambulante Leistungen anbieten könnten. 

CDU-Politiker: Klinikbesuch darf keine Fernreise werden

«Ich hoffe sehr, dass der Gesundheitsminister durch den Besuch in Eberswalde sensibilisiert wird, dass die Reform mit der Großstadtbrille kein Erfolg wird. Ein Besuch im Krankenhaus darf keine Fernreise werden, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Michael Schierack. «Für uns ist die Entfernung ein wichtiges Qualitätsmerkmal, dass bei den jetzigen Plänen nicht ausreichend berücksichtigt wird.»

In Brandenburg gibt es nach Angaben des Gesundheitsministeriums 54 Krankenhäuser an 66 Standorten. 1990 waren es 73 Krankenhäuser.
 

 

 

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