Für weit mehr als 100 Millionen Euro ist vor Jahren ein Aktgemälde des italienischen Malers Amedeo Modigliani in New York versteigert worden. Das Werk im Privatbesitz ist nun Teil einer neuen Ausstellung im Potsdamer Museum Barberini. Die Schau, die zusammen mit der Staatsgalerie Stuttgart entstand, zeigt von Samstag (27.) an das ganze Schaffen des früh gestorbenen Künstlers Modigliani (1884-1920) und soll einen neuen Blick auf seine Frauenakte werfen.
Die Werke des jüdischen Malers, die einst Skandale auslösten, gelten als äußerst gefragte Leihgaben. Im Barberini sind aber noch weit mehr Stars zu sehen. Denn die Ausstellungsmacher spannen den Bogen auch zu anderen europäischen Künstlern wie Klimt, Picasso, Schiele und Modersohn-Becker. Die Bilder stammen etwa aus Museen in Paris, Washington, New York und London.
«Modigliani. Moderne Blicke» sei die erste Ausstellung über den Maler in Deutschland seit fünfzehn Jahren, so das Museum Barberini. Sie ist bis zum 18. August zu sehen und umfasst insgesamt um die 90 Werke.
Zuvor hatten rund 90 000 Besucher die Schau in Stuttgart gesehen. Die Staatsgalerie dort besitzt zwei wertvolle Modiglianis wie das Werk «Der liegende Akt mit weißem Kissen». Das Haus in Baden-Württemberg gehört damit zu nur vier Museen in Deutschland mit eigenen Modiglianis, wie die Direktorin des Barberini, Ortrud Westheider, am Donnerstag sagte. Daher gebe es auch eine riesige Konkurrenz um internationale Leihgaben, zudem seien viele Werke in Privatsammlungen.
Typisch für Modiglianis Stil: Mandelförmige, blicklose Augen, lang gezogene Frauengesichter. Das Barberini, das seine Aktgemälde als «Ikonen der Moderne» bezeichnet, will jedoch vor allem eine neue Perspektive auf das Werk ermöglichen. Die Ausstellung revidiere das Image von Modigliani, indem sie ihn als Künstler zeige, der seinen Blick auf die emanzipierte Frau richte, teilte das Museum mit. Er porträtierte emanzipierte Frauen mit Kurzhaarfriseur und in Männerkleidung. Lange Zeit seien seine Darstellungen von Frauen als Ausdruck männlichen Voyeurismus betrachtet worden. Die Schau bewerte nun das Frauenbild des Malers, dem das Image eines dem Alkohol zugeneigten Frauenheldes anhaftete, in der Zeit des Ersten Weltkrieges neu.
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