Berlins Sozialämter arbeiten oft an der Belastungsgrenze. So kümmerte sich bei der Bearbeitung von Anträgen auf Grundsicherung im Durchschnitt jeder damit befasste Mitarbeiter um 278 Fälle. Das geht aus der Antwort der Sozialverwaltung auf eine schriftliche Anfrage des Grünen-Abgeordneten Taylan Kurt hervor, die der dpa vorliegt. Zuvor hatte die «taz» über das Thema berichtet.
Die aktuellsten vorliegenden Daten stammen aus dem Jahr 2023. Im Vergleich zu den beiden Jahren davor ist die Größenordnung etwa gleich geblieben. Deutliche Unterschiede gibt es zwischen den einzelnen Bezirken: So lag der Wert in Marzahn-Hellersdorf zuletzt bei rund 200, in Neukölln bei 265, in Friedrichshain-Kreuzberg bei 271, in Charlottenburg-Wilmersdorf bei 316, in Tempelhof-Schöneberg bei 350 und in Mitte bei 395.
Sozialamtsmitarbeiter haben viel zu schultern
Berlinweit liegt der Schlüssel deutlich über dem von 1:188, der nach Einschätzung der Arbeitsgemeinschaft der Amtsleitungen der Sozialämter nötig wäre. Die «Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung» ist eine staatliche Sozialleistung, die den notwendigen Lebensunterhalt sicherstellen soll.
Die Gründe für die hohe Belastung der Sozialämter sind vielschichtig. Die Bezirke weisen unter anderem auf die zunehmende Schwierigkeit hin, geeignetes Personal zu finden. Die Arbeit sei belastend, die Fluktuation entsprechend hoch. Gleichzeitig seien immer mehr Menschen auf Grundsicherung im Alter angewiesen.
Grünen-Abgeordneter nennt die Zustände katastrophal
Erst Ende Januar hatten sich die Sozialstadträte der Bezirke in einem «Brandbrief» an Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) gewandt und auf die Situation hingewiesen. Kiziltepe hatte Maßnahmen zur Entlastung der Behörden zugesagt.
«Will Berlin eine wirklich soziale Stadt sein, braucht es funktionierende Sozialämter, die Menschen in Not schnell und unbürokratisch unterstützen», so der Grünen-Abgeordnete Taylan Kurt. «Davon sind wir derzeit jedoch weit entfernt: Die Zustände in den Berliner Sozialämtern sind katastrophal.»
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