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Brandenburg vor schwieriger Regierungsbildung

Will nach der Wahl mit BSW und CDU reden: Brandenburgs SPD-Ministerpräsident Dietmar Woidke. / Foto: Kay Nietfeld/dpa
Will nach der Wahl mit BSW und CDU reden: Brandenburgs SPD-Ministerpräsident Dietmar Woidke. / Foto: Kay Nietfeld/dpa

Nach der Landtagswahl in Brandenburg stehen Sondierungsgespräche zur Bildung einer Koalitionsregierung an, jedoch zeichnet sich eine schwierige Regierungsbildung ab.

In Brandenburg zeichnet sich nach der Landtagswahl eine schwierige Regierungsbildung ab. Die SPD von Ministerpräsident Dietmar Woidke will Sondierungsgespräche zur Bildung einer Koalitionsregierung mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) und der CDU aufnehmen. Das beschloss die Parteispitze. «Mein Ziel ist es, eine stabile Regierung zu bilden», sagte Woidke zuvor in Berlin.

Im SPD-Landesvorstand gibt es nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur durchaus Skepsis, was Gespräche mit dem BSW angeht. Die SPD will nach Teilnehmerangaben zunächst schauen, was möglich ist - auch bei der CDU, die Landeschef Jan Redmann trotz der Wahlniederlage das Vertrauen aussprach. Zur SPD-Sondierungsgruppe unter Leitung von Woidke gehören Vizechefin Katrin Lange, Generalsekretär David Kolesnyk, Fraktionschef Daniel Keller und Staatskanzleichefin Kathrin Schneider.

Der Wahlsieger SPD kann mit dem BSW - auch unter Beteiligung der CDU - eine Koalition bilden. Allein mit der CDU reicht es nicht für ein Bündnis. Die CDU und das BSW zieren sich jedoch. Die AfD kündigte an, sie wolle mit ihrer Sperrminorität die künftigen Regierungsfraktionen im Landtag unter Druck setzen.

Verhaltene Signale beim BSW

Eine Mehrheit ohne die AfD hätte Woidkes SPD künftig nur mit dem BSW. Doch dessen Signale bleiben zunächst verhalten. Man werde «keine leichtfertigen Entscheidungen treffen», sagte BSW-Spitzenkandidat Robert Crumbach. Parteiintern würden am Mittwoch Gespräche geführt. Er könne das Ergebnis nicht vorwegnehmen.

Das Wahlergebnis sei nicht einfach, sagte Crumbach. «Es kann auch funktionieren, dass es beispielsweise eine Minderheitenregierung gibt mit nur 44 Stimmen.» Als wichtige Themen nannte er, Krankenhausschließungen zu vermeiden sowie die Leistungen der Schüler zu verbessern. Es gehe darum eine «deutlich, deutlich, deutlich andere Politik» zu machen.

CDU stützt Redmann und sieht sich in Opposition

Die CDU will ihre Arbeit mit Redmann als Landesvorsitzenden trotz der Wahlniederlage fortsetzen. In einer geheimen Abstimmung votierten 19 von 20 der stimmberechtigten Mitglieder des Landesvorstands für seinen Verbleib an der Spitze, teilte der Landesverband mit. Es gab eine Enthaltung.

Die CDU strebt nach eigener Aussage keine Gespräche mit dem bisherigen Koalitionspartner SPD an und sieht sich in der Opposition. Spitzenkandidat Redmann sagte, eine Regierungsbeteiligung komme erst einmal nicht in Frage. «Wir bereiten uns auf alle Szenarien vor, auch auf die Oppositionsrolle.»

CDU-Generalsekretär Gordon Hoffmann sagte: «Für uns gibt es keinen Regierungsauftrag. Es gibt nämlich keine Mehrheit für SPD und CDU.» Die CDU wolle sich keinen Gesprächen verweigern, aber: «Unser Auftrag vom Wähler ist Opposition - und den werden wir ausfüllen.»

Die SPD erreichte bei der Landtagswahl am Sonntag nach einer Aufholjagd von Woidke 30,9 Prozent vor der AfD mit 29,2 Prozent. Der Preis für den SPD-Sieg ist hoch: Die CDU rutschte auf 12,1 Prozent. Grüne, Linke und BVB/Freie Wähler sind nicht mehr im Landtag vertreten, auch nicht über ein Direktmandat. Die SPD, die seit 1990 den Regierungschef stellt, hat zuletzt mit CDU und Grünen regiert. Diese Koalition ist nicht mehr möglich. SPD und CDU kommen nur auf 44 von 88 Stimmen, während SPD und BSW zusammen 46 Stimmen haben. 

AfD sieht «neue Gestaltungsmöglichkeiten»

Die AfD im Landtag ist von 24 auf 30 Abgeordnete gewachsen. Spitzenkandidat Hans-Christoph Berndt geht nach der erreichten sogenannten Sperrminorität von «neuen Gestaltungsmöglichkeiten» aus. Er nannte den Einfluss auf die Wahl der Verfassungsrichter in Brandenburg als Beispiel. Der Verfassungsschutz in Brandenburg ordnet den AfD-Landesverband als rechtsextremistischen Verdachtsfall ein, Berndt als Rechtsextremisten.

Die AfD hat mit 30 von 88 Sitzen künftig mehr als ein Drittel der Mandate und kann somit Entscheidungen verhindern, für die es eine Zwei-Drittel-Mehrheit braucht. Die Partei errang damit zum zweiten Mal nach ihrem Erfolg bei der Wahl Thüringen vor drei Wochen eine Sperrminorität in einem Landtag.

Grüne sprechen von Horror-Landtag

«War es das wert?», fragte der enttäuschte Noch-Grünen-Fraktionschef Benjamin Raschke, nachdem die Strategie Woidkes verfing, sein Verbleiben im Amt mit einem SPD-Sieg zu verknüpfen. «Der Preis war viel zu hoch.» Der Grüne spricht von einem «Horror-Landtag» ohne eine progressive Kraft, die für soziale Gerechtigkeit, für Umwelt- und Klimaschutz stehe.

Inhaltliche Vorstellungen unterschiedlich

SPD-Generalsekretär David Kolesnyk kündigte an, bei Sondierungsgesprächen mit CDU und BSW wolle seine Partei Wirtschaft, Stabilität und Sicherheit in den Mittelpunkt stellen. Bislang waren jedoch die politischen Inhalte vor allem zum BSW in vielen Punkten nicht deckungsgleich.

Das BSW zeigt sich selbstbewusst. «Die größten Wahlgewinner sind rein prozentual natürlich wir», sagte BSW-Generalsekretär Stefan Roth. «Wir werden entschieden für eine neue Politik streiten, für eine Friedenspolitik, für eine korrigierte Migrationspolitik, für eine Politik der Abrüstung, für eine Beendigung der katastrophalen Wirtschafts- und Energiepolitik.»

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