In einer entscheidenden Phase im Tarifstreit der Metall- und Elektroindustrie wollen Beschäftigte von drei Unternehmen in Ludwigsfelde südlich von Berlin heute in den Warnstreik treten. Ab 10.00 Uhr soll es Arbeitsniederlegungen beim Mercedes-Werk, dem Triebwerkshersteller MTU und beim Automobilzulieferer Gestamp geben, wie die IG Metall ankündigte.
Die Tarifparteien in der Metall- und Elektroindustrie wollen die Verhandlungen heute zu Ende bringen. Die Einigung auf eine Einkommenserhöhung war eine hohe Hürde. Die Wirtschaftsaussichten etwa in der Auto- und Zulieferindustrie sind schwierig.
«Wir drehen noch einmal richtig hoch am Montag, denn unsere Leute sind sauer, dass sich die Arbeitgeber nicht bewegen», sagte Tobias Kunzmann, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ludwigsfelde. Bislang hätten sich in der Region Ludwigsfelde mehr als 2.700 Beschäftigte aus sechs Betrieben an Warnstreiks im laufenden Tarifkonflikt beteiligt.
Tarifeinigung angestrebt
Am Nachmittag beginnt in Hamburg jedoch die vierte und möglicherweise entscheidende Verhandlungsrunde. Die IG Metall hat die Tarifbezirke Küste sowie Bayern beauftragt, gemeinsam mit den jeweiligen Arbeitgeberverbänden einen Pilotabschluss für die bundesweit 3,9 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie anzustreben.
Die IG Metall fordert unter anderem 7 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Arbeitgeber bieten bislang nach neun Nullmonaten ab Juli 2025 eine Tariferhöhung um 1,7 Prozent und ab Juli 2026 um weitere 1,9 Prozent an - bei einer Vertragslaufzeit von 27 Monaten. Beide Seiten zeigten sich vorsichtig optimistisch, dass der von Warnstreiks begleitete Tarifstreit beigelegt werden könnte.
Stellenabbau in Brandenburg droht
Gerade die Auto- und Zulieferbranche steckt in der Krise. Die IG Metall befürchtet, dass in Brandenburg etwa bei Mercedes am Standort Ludwigsfelde (Kreis Teltow-Flämling) ein Stellenabbau droht. Das Unternehmen nannte bislang aber keine konkreten Zahlen.
Auch beim Automobilzulieferer Diehl in Zehdenick (Kreis Oberhavel) drohen Einschnitte. Ein Unternehmenssprecher sagte: «Auch wir müssen uns den Entwicklungen auf den von uns bedienten Märkten stellen und adäquate Schritte gehen.» Eine Standortschließung stehe aber nicht zur Diskussion. Im Diehl-Werk in Zehdenick waren nach Unternehmensangaben «zu Hochzeiten in den zurückliegenden Jahren» bis zu 660 Menschen beschäftigt. Dort werden Komponenten für Batterien für Elektro- und Hybridfahrzeuge hergestellt, sogenannte Zellkontaktiersysteme. Zudem baut der Autozulieferer ZF am Standort in Brandenburg an der Havel Stellen ab.
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