Russische Biker des berüchtigten nationalistischen Motorradclubs «Nachtwölfe» sind in Moskau zum Weltkriegsgedenken nach Berlin aufgebrochen. Anlass ist der 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs - den wollen die «Notschnyje Wolki» am 9. Mai am Sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park in Berlin begehen. «Das wird nicht nur den Sieg über den Faschismus symbolisieren, sondern auch die unvergänglichen Werte friedlicher Koexistenz und die Freundschaft der Völker», teilten die Rocker vorab mit. Unklar ist aber, ob ihnen tatsächlich die Einreise in die EU gelingt.
Die Abfahrt legte der Club mit dem Start in die Bikersaison zusammen. Fast eine Stunde dauerte es, bis Hunderte Motorradfahrer vom Clubgelände gefahren sind. In Moskau wurden Straßen für sie gesperrt. Teilweise trugen sie Camouflage-Uniformen, teilweise Kutten mit dem Aufdruck des zähnefletschenden Wolfes samt Feuerschweif. Mit dabei hatten sie Fahnen des Clubs, aber auch russische und deutsche. Auch der Buchstabe «Z», das in Deutschland verbotene Symbol des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, war auf einigen Fahrzeugen zu sehen.
Die «Nachtwölfe» gelten als Unterstützer des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Dieser tourte 2014 mit ihnen über die annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim.
Debatte um Russen bei Weltkriegsgedenken
Ob in Berlin tatsächlich Biker aus Moskau ankommen, ist nicht klar. Der Club und einzelne Mitglieder sind wegen ihrer Haltung zur Ukraine mit Sanktionen belegt.
Dass es in Deutschland eine Debatte gibt, ob russische Vertreter zu offiziellen Weltkriegsgedenken kommen dürfen oder nicht, ist auch im Club bekannt. «Russland hat niemanden zu fragen und Russland fragt niemanden», sagte Mitglied Sven dazu. «Das ist alles egal», fand auch ein anderes Mitglied. Verständnis hatte er aber nicht. Es seien schließlich ihre Vorfahren, Angehörige der Roten Armee, gewesen, die im Zweiten Weltkrieg im Kampf gegen Nazi-Deutschland gefallen sind. Die Sowjetunion, deren Rechtsnachfolger Russland ist, hat 27 Millionen Menschen im Zweiten Weltkrieg verloren.
Irgendjemand von den «Nachtwölfen» werde schon in Berlin sein am 9. Mai, das sei sicher, sagten einige vor der Abfahrt. Der Club habe ja auch in Deutschland Mitglieder. Und die legten am Freitag bereits kurz vor einem offiziellen Weltkriegsgedenken in Torgau an der Elbe Kränze und rote Nelken nieder.
Am 8. Mai 1945 kapitulierte Deutschland, und der Zweite Weltkrieg endete in Europa. In Russland wird jedes Jahr am 9. Mai der Sieg über Hitler-Deutschland als «Tag des Sieges» gefeiert.
Copyright 2025, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten