Der Landeselternrat in Brandenburg und die Bildungsgewerkschaft GEW bemängeln zum Schulbeginn große Versäumnisse im Bildungsbereich. «Ohne Seiteneinsteiger würde der Schulbetrieb komplett zusammenbrechen», hieß es in einer Mitteilung des Rates. Nach Angaben des Bildungsministeriums seien 455 Vollzeitstellen für Lehrer unbesetzt. «Wir gehen aber von einer höheren Lücke aus, denn bei steigenden Schülerzahlen vergrößert sich auch der Bedarf», betonte die Elternvertretung.
Trotz der Zusage des Ministeriums, dass die Kernfächer abgesichert seien, gebe es auch dort Bedenken, so der Landeselternrat. «Wissensdefizite aus der Pandemiezeit konnten bisher noch nicht ausgeglichen werden.» Es brauche Lösungsansätze und mehr Investitionen in die Bildung, führte der Rat in der Mitteilung aus. Der politische Fokus müsse endlich auf die Bildung gelegt werden.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht ebenfalls eine verschärfte Situation. Der Bedarf werde weiter steigen «und wir kriegen Lehrkräfte nicht am Markt», sagte GEW-Landesvorsitzender Günther Fuchs. Der Anteil der Seiteneinsteiger sei gestiegen. Die Regionen drifteten in der Entwicklung weiter auseinander. Er verwies auch auf eine anstehende Pensionierungswelle bei Lehrkräften.
Grünen-Landtagsfraktionschefin Petra Budke kritisierte, es sei unter der früheren rot-roten Regierung versäumt worden, genug Lehrkräfte auszubilden. Zudem sei die Abbruchquote unter Lehramtsstudierenden hoch. Um Lehrkräfte zu entlasten und soziales Lernen zu fördern, sollten mehr multiprofessionelle Teams und mehr Schulsozialarbeiter an die Schulen kommen. CDU-Bildungspolitiker Gordon Hoffmann hatte erklärt, das Problem fehlender Lehrkräfte sei immer noch groß - gerade in Berlin-ferneren Regionen.
In Brandenburg arbeiten dieses Schuljahr nach Angaben von Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) so viele Lehrkräfte wie lange nicht mehr. Rund 3.110 Lehrerinnen und Lehrer seien eingestellt worden, knapp 1.700 von ihnen seien Seiteneinsteiger. Ungefähr 322.000 Kinder und Jugendliche starteten laut Ministerium am Montag ins neue Schuljahr. Darunter seien 25.000 Schulanfängerinnen und Schulanfänger.
Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten