Fast dreieinhalb Jahre nach Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Brandenburg sind große Teile des Landes frei von infizierten Gebieten. Ihre Anzahl konnte mehr als halbiert werden, wie Verbraucherschutz-Staatssekretärin Antje Töpfer und Landestierarzt Stephan Nickisch am Donnerstag bei einem Vorort-Termin in Eberswalde (Barnim) mitteilten. Ein weiteres großes Gebiet ist nun frei von der Tierseuche. Monatelange Beschränkungen für Schweinehalter und Jäger werden aufgehoben, Schutzzäune abgebaut.
Auf 2000 Quadratkilometern kein infiziertes Gebiet mehr
In den Landkreisen Barnim, Märkisch-Oderland, Oder-Spree sowie in Frankfurt (Oder) wurden als infizierte Gebiete eingerichtete Sperrzonen vollständig aufgehoben und es wurde mit dem Rückbau der ASP-Zäune begonnen. Dem Verbrauchschutz-Ministerium zufolge gab es dort seit über einem Jahr keinen positiven ASP-Fall mehr. Die Tierseuche sei in diesem Gebiet auf einer Fläche von rund 2000 Quadratkilometern beseitigt worden, hieß es von Töpfer.
In den Gebieten, die jetzt nicht mehr zur sogenannten Sperrzone II gehören, sind dem zuständigen Ressort zufolge die Beschränkungen für Schweinehalter bei der Vermarktung ihrer Produkte aufgehoben. In der Region gibt es den Angaben nach 90 Schweinehaltungen mit rund 28 100 Hausschweinen. Auch das Fleisch erlegter Wildschweine unterliege nach einem negativen Untersuchungsergebnis keiner Restriktion mehr.
Damit hat sich in Brandenburg die Gesamtfläche des infizierten Gebietes von zuletzt 4499 auf 2545 Quadratkilometer verkleinert. Die Gesamtfläche der Sperrzone I - auch Pufferzone genannt - vergrößerte sich dadurch leicht von 3824 auf 3969 Quadratkilometer.
Drei Landkreise haben noch besondere Sperrzonen - Spree-Neiße Schwerpunkt
Hingegen bleiben in den Landkreisen Uckermark, Oberspreewald-Lausitz und Spree-Neiße die Sperrzonen II bestehen. Der größte Schweinemastbetrieb im Süden mit über 60.000 Tieren liegt in Tornitz in Vetschau/Spreewald (Kreis Oberspreewald-Lausitz). Erleichterungen für Schweinehalter seien aber zu erwarten, hieß es. Sogenannte Kerngebiete wurden durch die jeweiligen Landkreise aufgehoben.
Im September 2020 wurde bei einem Wildschwein-Kadaver im Landkreis Spree-Neiße - erstmals in Deutschland - die Tierseuche amtlich festgestellt. Seitdem bildet vor allem Brandenburg mit den getroffenen Bekämpfungsmaßnahmen ein Bollwerk gegen die weitere Ausbreitung der ASP aus Polen nach Westeuropa. Seit November 2023 gibt es zwar nur noch wenige Fälle bei Wildschweinen in Spree-Neiße. Es gebe weiterhin eine besondere Situation mit zusätzlichem Infektionsdruck aus Sachsen, hieß es. Eine Ausbreitung der Tierseuche Richtung Westen und Norden müsse verhindert werden.
Gefahr gebannt - aber weiter erhöhte Wachsamkeit
Die Seuchensituation wird nach Angaben des zuständigen Ministeriums weiterhin intensiv beobachtet. Die Bekämpfungsmaßnahmen würden bis zur Tilgung im gesamten Land fortgeführt, betonte Staatssekretärin Töpfer, die auch Leiterin des ASP-Krisenstabs des Landes ist. Um eine erneute Einwanderung von infizierten Wildschweinen zu verhindern, bestehe entlang der östlichen und südlichen Landesgrenze weiterhin ein Schutzkorridor aus zwei festen Zäunen. Es müsse jederzeit mit neuen ASP-Fällen gerechnet werden. «Vor allem beschädigte, entwendete oder nicht geschlossene Tore in den verbleibenden ASP-Schutzzäunen sind die Ursache dafür.»
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