Der Medizinernachwuchs in Brandenburg soll künftig auch aus der Lausitz kommen: Das Brandenburger Kabinett hat am Dienstag die Gründung der Medizinischen Universität Lausitz - Carl Thiem entschieden. Der Gesetzentwurf für den Aufbau der ersten staatlichen Medizin-Uni im Land wird nun ins Parlament eingebracht. Das Konzept, das als zentraler Baustein für die Strukturentwicklung in der Kohleregion Lausitz gilt, wird derzeit noch vom Wissenschaftsrat begutachtet. Eine Entscheidung soll Mitte April fallen. Wird das Konzept positiv bewertet, soll die Universität am 1. Juli 2024 gegründet werden.
Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sieht das Vorhaben als wichtigen Schritt zur Sicherung der Grundlagen für die Entwicklung des ganzen Landes. Er sprach von einem Tag, der in die Geschichte des Landes eingehen werde. «Eine Region ohne gute medizinische Versorgung hat auch keine gute Entwicklung», sagte er.
«Wilder Ritt» und Skepsis
Zum Wintersemester 2026/27 sollen die ersten Medizin-Studierenden starten. Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) bezeichnete den Entwicklungsweg der vergangenen zwei Jahre als «wilden Ritt und hartes Stück Arbeit». Zuweilen sei Akteuren in den vergangenen zwei Jahren mit Süffisanz und Skepsis zum Großprojekt Uni begegnet worden. «Unser Anspruch: Sie wird das Herz der Modellregion Gesundheit Lausitz mit bundesweiter Strahlkraft», machte Schüle nun deutlich. Sie lobte die Zusammenarbeit innerhalb der Koalition bei dem Projekt.
Uni für Weiterentwicklung des Gesundheitssystems
Es ist die neunte staatliche Hochschule in Brandenburg und die 37. staatliche Unimedizin in Deutschland - laut Wissenschaftsressort ist sie die einzige Universität bundesweit mit dem Schwerpunkt Gesundheitssystemforschung. Die Forschung an der neuen Universität soll Antworten auf Fragen der Versorgung der Zukunft liefern und die Weiterentwicklung des Gesundheitssystems unterstützen. Über den Namen der Universität haben die Beschäftigten des künftigen Uni-Klinikums Carl Thiem entschieden.
Krisen wie Corona, die demografische Entwicklung und die zunehmende Digitalisierung verlangten nach zeitgemäßen Antworten in der Gesundheitsversorgung, sagte Schüle. Die Verknüpfung von Versorgung, Lehre und Forschung mit den Schwerpunkten Gesundheitssystemforschung und Digitalisierung des Gesundheitswesens sei ein bisher bundesweit einmaliges Profil.
Bund übernimmt mehr als Hälfte der Kosten
Ziel ist es, mit der Etablierung der Uni nicht nur die Gesundheitsversorgung in der Lausitz zu stärken und junge Ärztinnen und Ärzte für Brandenburg auszubilden. Vorgesehen sind laut Schüle Investitionen von 3,7 Milliarden Euro über einen Zeitraum von 15 Jahren. Davon übernimmt der Bund 1,9 Milliarden Euro, das Land 1,8 Milliarden. Die Wissenschaftsministerin sieht die Universität als wichtige Investition: «Ja, es ist teuer», sagte sie. «Aber es ist wesentlich teurer für unsere Gesellschaft und für unser Bundesland, keine Mediziner und Medizinerinnen auszubilden.»
Für den Neubau der Uni sind 31.000 Quadratmeter Fläche nötig - das sind etwa vier Fußballfelder. 80 Professuren sollen beteiligt sein. Es gebe bereits mehr Interessenten, als untergebracht werden könnten, berichtete die Ministerin. Geplant sind an der Medizin-Uni 200 Studienplätze pro Jahr. Bis 2035 sollen 1300 Stellen in Forschung und Lehre geschaffen werden. Im Endausbau sollen etwa 1200 junge Menschen in Cottbus Medizin studieren. Die Brandenburgische Technische Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg wird mit der neuen Einrichtung kooperieren.
Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten