Nach Gewalt in einem Klinikum in Berlin-Lichtenberg gegen einen Arzt und einen Pfleger sind zwei Brüder zu Haftstrafen ohne Bewährung verurteilt worden. Zwei Jahre und vier Monate wegen tätlichen Angriffs auf Rettungskräfte sowie gefährliche Körperverletzung verhängte das Amtsgericht Tiergarten gegen einen 22-Jährigen. Ein 26-Jähriger erhielt ein Jahr und sechs Monate Haft. Ein Arzt hatte eine Platzwunde an der linken Augenbraue erlitten, ein Pfleger unter anderem eine Gehirnerschütterung.
Das Verhalten der geständigen Angeklagten bezeichnete die Vorsitzende Richterin Felicitas van Beek als «absolut unverständlich». Die Brüder hätten Helfer angegriffen, «weil es ihnen nicht schnell genug ging». Im Fall des inzwischen 22-Jährigen verhängte das Gericht eine Jugendstrafe, in die eine frühere Verurteilung zu eineinhalb Jahren Haft mit sogenannter Vorbewährung einbezogen wurde. Wegen Vorstrafen komme auch für den 26-Jährigen keine Bewährung in Betracht.
Die Angeklagten sowie ihr 17-jähriger Bruder waren am 1. Januar 2024 um 0.40 Uhr in der Notaufnahme des Sana Klinikums erschienen. Der 22-Jährige hatte sich nach seinen Angaben bei ihrer Silvesterfeier an einem Glas geschnitten. Nach einer Erstversorgung der Wunde an der Hand mit einem Druckverband habe er auf einen Arzt warten sollen, der einen anderen Patienten behandelt habe.
Faustschläge und Todesdrohungen
Lautstark hätten die Brüder sofortige Behandlung verlangt, sagte der attackierte Krankenpfleger im Prozess. Weil die Situation immer aggressiver geworden sei, habe er den Arzt informiert, so der 33-Jährige. «Wir versuchten, die Situation zu beruhigen», sagte der 43 Jahre alte Arzt als Zeuge. Ihn habe ein Faustschlag getroffen. Die Angreifer hätten gedroht: «Wir machen euch platt!»
Die Angeklagten baten vor Gericht um Entschuldigung. Der 22-Jährige erklärte über seinen Verteidiger, er sei stark alkoholisiert gewesen und habe «möglicherweise die Situation verkannt und gedacht, ein Bruder werde angegriffen». Die Anwältin des 26-Jährigen sagte, er habe sich «von der Emotion treiben lassen». Sein Faustschlag tue ihm sehr leid.
Der Staatsanwalt hatte eine Gesamtstrafe von zwei Jahren und zehn Monaten im Fall des 22-Jährigen gefordert, im Fall des 26-Jährigen ein Jahr und neun Monate Gefängnis. Die Verteidiger hatten auf Bewährungsstrafen und Auflagen plädiert. Treibende Kraft seien nicht ihre Mandanten gewesen, sondern andere Familienmitglieder.
Mitangeklagt war auch der 17-jährige Bruder. Das Verfahren gegen ihn wurde allerdings vorläufig eingestellt, weil er unbekannten Aufenthalts sei. Er halte sich möglicherweise in der serbischen Heimat der Familie auf, hieß es am Rande. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
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