Hessen hat dem Berliner Münzkabinett eine umfangreiche Sammlung historischer Fälscherwerkzeuge für Geldmünzen geschenkt. Fast 600 Stempel des Speyerer Fälschers Carl Wilhelm Becker (1772–1830) gingen in das Eigentum des Münzkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin über, wie die Stiftung Preußischer Kulturbesitz und das hessische Kulturministerium in Wiesbaden mitteilten.
Becker sei «der bekannteste Fälscher antiker Münzen in Deutschland aus der Zeit des Klassizismus» gewesen. «Seine Fälschungen sind bis heute gefährlich, immer wieder tauchen sie unerkannt in Auktionen auf. Becker benutzte dieselbe Prägetechnik wie die Antike», hieß es weiter.
Fälscherstempel gelangten schon 1911 in Berliner Münzkabinett
Sein Tochter Elise Becker schenkte demnach 1910 dem Saalburgmuseum bei Bad Homburg vor der Höhe 592 Stempel ihres Vaters. Auf Befehl von Kaiser Wilhelm II. gelangten sie bereits 1911 in fünf Frachtkisten mit 322 Kilogramm Gesamtgewicht als Dauerleihgabe in das Berliner Münzkabinett. Hier wurde eigens ein Vitrinenschrank für die Fälscherstempel gebaut, in dem sie sich auch heute noch befinden.
2023 Kauf von Beckers Tagebüchern
2023 erwarb das Münzkabinett Beckers Tagebücher - und fragte im Zuge der Auswertung beim Kastell Saalburg, einem hessischen Landesmuseum, nach, ob auch die Stempel des Münzfälschers nach mehr als einem Jahrhundert Dauerleihgabe offiziell in sein Eigentum übergehen könnten. Hessen stimmte zu.
Die historischen Fälscherwerkzeuge sind im Berliner Münzkabinett nach den Angaben ein Highlight der aktuellen Ausstellung «Lange Finger – Falsche Münzen. Die dunkle Seite der Numismatik», die bis zum 21. September läuft. Das Münzkabinett in der deutschen Hauptstadt zählt nach eigener Aussage zu den bedeutendsten Münzsammlungen der Welt.
Fälscherstempel können Forschung helfen
Hessens Kulturminister Timon Gremmels (SPD) erklärte: «Beckers Fälschungen stellen uns vor die Herausforderung, die Integrität von Sammlungen zu wahren und gleichzeitig die Fälschungen als Teil der Geschichte anzuerkennen.» Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, sprach von einer «bedeutenden Schenkung, die die Sammlung des Münzkabinetts bereichert und für die Forschung zu Fälschungen überaus bedeutsam ist».
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