Knallbunte Kostüme, Trommelklänge, ausgelassenes Tanzen auf den Straßen: Rund 650.000 Menschen haben am Pfingstsonntag in Berlin nach Schätzungen von Polizei und Veranstaltern beim Karneval der Kulturen den traditionellen Umzug verfolgt und gefeiert. Beim viertägigen Straßenfest zählten die Veranstalter nach Angaben von Montag zudem 450.000 Besucherinnen und Besucher.
Entlang der Strecke in Kreuzberg herrschte teils dichtes Gedränge und fröhliche Stimmung. Daran änderte auch das Wetter nichts: «Der Regen scheint der Stimmung keinen Abbruch zu tun», sagte eine Sprecherin der Veranstalter. Die Polizei hatte zuvor auf der Onlineplattform X vor einem aufziehenden Gewitter gewarnt. Doch es regnete nur wenig - schon bald zeigte sich wieder die Sonne.
Chialo: «Fest des Zusammenkommens»
Unter den Feiernden war auch Berlins Kultursenator Joe Chialo. Der CDU-Politiker bezeichnete den Karneval der Kulturen im RBB als «Fest des Zusammenkommens». Die Veranstaltung hat ihre Ursprünge 1996. Als Folge von Rassismus und zahlreichen Übergriffen sollte sie ein Zeichen für Diversität und friedliches Miteinander sein. Damals wie heute gehe es um die Würde des Menschen, betonte Chialo auch mit Blick auf das 75-jährige Bestehen des Grundgesetzes in diesen Tagen und eine zunehmende Spaltung in der Gesellschaft.
«Wir sind gegen jegliche Form von Diskriminierung, Antisemitismus, Antiziganismus und Rassismus, darunter antischwarzem und antimuslimischem Rassismus», betonten die Veranstalter erneut.
Rund 3500 Teilnehmer und Teilnehmerinnen zogen tanzend, trommelnd, turnend und singend vom Mehringdamm zum Hermannplatz. Aufwendige Kostüme, bunte Farben und internationale Musik prägten das Straßenbild bei der Parade. Viele der 59 Gruppen sind bereits seit Jahren Stammgäste bei dem Umzug, dem Höhepunkt des viertägigen Karnevals in Kreuzberg. Diesmal stammten laut Veranstalter alle Gruppen aus der Hauptstadt selbst - was nichts am internationalen Hintergrund sehr vieler Beteiligter änderte.
Rund 1300 Polizisten im Einsatz
Die Polizei begleitete den Karneval der Kulturen am Sonntag mit insgesamt 1300 Beamten, wie ein Sprecher sagte. Auch am Montag waren keine nennenswerten Störungen bekannt. Es gab «veranstaltungstypische Vorkommnisse», wie Taschendiebstähle oder Sachbeschädigungen, wie es hieß.
Der Bereich rund um das viertägige Straßenfest und den Umzug war großräumig abgesperrt. Wegen des großen Andrangs fuhren die U-Bahnen der Linien 6 und 7 zwischenzeitlich ohne Halt an der Station Mehringdamm, wie die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) bei X mitteilten.
Veranstalter: Auf Müll achten
Hunderttausende Menschen auf engem Raum sind eine Belastung für Anwohnerinnen und Anwohner ebenso wie für die Umwelt. «Wir arbeiten daran, diesen negativen Effekt Schritt für Schritt zu reduzieren und die Veranstaltung so nachhaltig wie möglich zu produzieren», heißt es beim Karneval der Kulturen. Mehrfach erinnerten die Veranstalter die Gäste daran, ihren Müll nicht achtlos auf die Straße zu werfen. Bei den meisten Gruppen im Umzug waren Lastenfahrräder statt Lieferwagen zu sehen. Am Montag war ein «Clean-Up» mit Gruppenmitgliedern und Anwohnern als Zeichen des Engagements vorgesehen.
Der Karneval der Kulturen hat für diese Ausgabe mit einem Etat von 2,3 Millionen Euro kalkuliert. Der aus dem Berliner Kulturhaushalt stammende Anteil wuchs um 500.000 Euro auf nun 1,5 Millionen Euro.
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