Die Präsidentschaftswahl in den USA am Dienstag elektrisiert auch viele Amerikaner in Berlin und Brandenburg. Mehr als 21.000 US-Bürger leben in der Region, und natürlich fragen sich viele, wer in der Heimat das Rennen macht: Kamala Harris oder Donald Trump?
Wahlpartys bis in den Morgengrauen
Am Wahlabend und in der Nacht finden einige Veranstaltungen statt, bei denen bis in den frühen Morgen deutscher Zeit die Auszählung verfolgt und Ergebnisse diskutiert werden. So ist in der Landesvertretung Baden-Württemberg in Tiergarten die US Presidential Election Night 2024 geplant, zu der unter anderem der Leiter der amerikanischen Botschaft, Alan Meltzer, erwartet wird. Anhänger der Demokratischen Partei versammeln sich zur Democrats Abroad Election Night im Kino Babylon in Mitte. Spontane Besuche sind bei den Veranstaltungen aber nicht möglich: Die Tickets sind schon länger vergeben.
Die Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) veranstaltet im Morgengrauen eine US-Wahlnachlese. Am Mittwoch (6. November) verfolgen von 4.00 bis 8.00 Uhr Wissenschaftler mit Gästen erste Wahlergebnisse. Es sind auch Live-Schalten in die USA geplant, zu Expertinnen und Experten, wie die Viadrina ankündigte. Dabei gehe es um eine Einordnung der US-Wahl und ihre globale Bedeutung, etwa für die von Russland angegriffene Ukraine. Am Abend gibt es zudem im Bürgerhaus Teltow ein Gespräch mit einem Experten aus dem Auswärtigen Amt zur Bedeutung des Wahlausgangs für Deutschland und die EU.
Große US-Community in der Region
20.110 US-Bürger leben nach Angaben des Statistischen Landesamts in der Hauptstadt, 18.636 von ihnen sind 18 Jahre und damit wahlberechtigt (Stand 12/23). Im Nachbarbundesland wohnen demnach 1.378 US-Amerikaner, 1.245 davon durften an der Wahl teilnehmen. Theoretisch jedenfalls.
Die Briefwahl sei ungeheuer kompliziert und die Regeln in jedem US-Staat anders, sagt Constance Chucholowski. Sie ist Chefin des Berliner Ablegers von Democrats Abroad, einer Auslandsorganisation der Demokratischen Partei von Harris. Anders als etwa hier lebende Polen oder Türken können US-Bürger nicht in diplomatischen Vertretungen ihres Landes ihre Stimme abgeben. Sie müssen dies in ihren ursprünglichen Heimatbundesstaaten in den USA tun.
US-Briefwahl nicht einfach
Tatsächlich scheinen etliche Wahlwillige an dieser Hürde zu scheitern. Das US-Bundesprogramm zur Wahlunterstützung - genannt Federal Voting Assistance Program (FVAP)- geht von weltweit 2,9 Millionen wahlberechtigten Auslands-Amerikanern aus.
Bei der letzten Wahl 2020 lag die Wahlbeteiligung bei dieser Gruppe aber bei gerade einmal 7,8 Prozent, wie es in einer Auswertung der FVAP heißt. In Deutschland waren es demnach schätzungsweise 25 Prozent der damals etwa 141.000 hier wahlberechtigten US-Amerikaner. Das ist wenig im Vergleich zu den insgesamt 155 Millionen Menschen, die sich damals an der Präsidentschaftswahl beteiligten.
Wahlkampf auch in Berlin
Gleichwohl machten Organisationen wie die Democrats Abroad oder ihr republikanisches Pendant Republicans Overseas, das Trump unterstützt, auch in Berlin-Brandenburg und ganz Deutschland bis zuletzt Wahlkampf. Ein Mittel ist das sogenannte Phonebanking: Das sind Partys, bei denen Menschen anhand von Listen angerufen werden und um deren Stimmen geworben wird. «In Berlin gibt es nicht eine solch starke Polarisierung wie in den USA», berichtet Chucholowski. Der Grund ist simpel: «Die allermeisten US-Amerikaner, die hier leben, sind Anhänger der Demokraten.»
Das Rennen zwischen Harris und Trump ist Umfragen zufolge eng. Chucholowski zeigte sich zuletzt sicher: Je mehr US-Bürger auch in Berlin und Brandenburg mitmachen, desto eher könnten sie ihrem jeweiligen Kandidaten oder ihrer Kandidatin in einzelnen Staaten über die Schwelle helfen. Auslands-Amerikaner «waren auch 2020 sehr ausschlaggebend», so Chucholowski.
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