Der Schriftstellerin Juli Zeh («Unterleuten», «Über Menschen») fehlt sowohl bei Bundeskanzler Olaf Scholz als auch bei Verteidigungsminister Boris Pistorius das gewisse Etwas, um für die SPD einen guten Kanzlerkandidaten im kommenden Jahr abzugeben. «Mein Gefühl ist, dass keiner der beiden Herren genug Charisma in die Waagschale wirft», sagte sie im Interview mit der «Märkischen Allgemeinen». Sie schätze Scholz als Politiker, aber wenn es ihm nicht gelinge, «ausreichend Führungsstärke zu entwickeln und gleichzeitig ein echtes sozialdemokratisches Programm nach vorn zu bringen, dann muss jemand her, der das besser kann».
Leider sei zurzeit niemand in Sicht, den sie für einen geeigneten Kandidaten oder Kandidatin hielte, führte Zeh aus. «Im Grunde bräuchten wir eine Kamala Harris der SPD.»
Angesprochen auf den Zuspruch für die neue demokratische US-Präsidentschaftskandidatin Harris hatte Pistorius zuletzt vor Messias-Vorstellungen in der Politik gewarnt. Er halte das für Irrglauben. «Der ist übrigens auch gefährlich, weil es weckt Erwartungen, die im Zweifel einer alleine gar nicht erfüllen kann», sagte er. Demokratie sei in Deutschland mehr als in den Vereinigten Staaten eine Teamplay-Frage.
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