Der finanziell angeschlagene Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof schließt seine Filiale in der Innenstadt von Potsdam und damit sein einziges noch verbliebenes Geschäft in Brandenburg. Die Filiale in Cottbus hatte 2023 dichtgemacht. Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) will in der kommenden Woche unter anderem mit den Innenstadthändlern und dem Handelsverband über die Folgen beraten und nach Lösungen suchen. «Einen Leerstand im größten Haus der Straße darf es nicht geben», sagte er laut einer Mitteilung am Samstag. Im Gespräch war bislang schon, ob möglicherweise ein Teil der Stadtverwaltung etwa mit einem Bürgerservice dort einziehen kann.
Bundesweit schließt die Warenhauskette 16 von 92 Filialen zum 31. August. Besonders stark betroffen ist Berlin: Dort müssen drei Häuser schließen (Ringcenter, Spandau, Tempelhof).
Die Karstadt-Filiale in Potsdam sitzt in der Einkaufsmeile Brandenburger Straße in einem Jugendstil-Haus, dem bekannten Stadtpalais. Seit mehr als 100 Jahren beherbergt das Gebäude ein Warenhaus. Ein Brand im Jahr 1996 hatte das damals noch von der Horten AG betriebene Kaufhaus unbenutzbar gemacht, woraufhin es geschlossen wurde. 2005 eröffnete dort die Karstadt-Filiale.
Bei der Entscheidung über die Zukunft der Filialen war für Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus neben dem Umsatz und der Kaufkraft der jeweiligen Region vor allem die Höhe der Miete ausschlaggebend. «Wir haben für den Erhalt jeder einzelnen Filiale hart verhandelt», sagte er. Der Warenhauskonzern hatte Anfang Januar einen Insolvenzantrag gestellt. Es ist die dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren.
Oberbürgermeister will rasche Lösung finden
Potsdams Oberbürgermeister sagte, er sei am Samstagmorgen von Galeria-Chef Olivier Van den Bossche über die Schließung informiert worden. «Grund für die Entscheidung war nach Äußerungen von Karstadt, dass es zu keiner Einigung mit dem Vermieter über weitere Mietnachlässe gekommen ist.» Der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg, Nils Busch-Petersen, bezeichnete es als bitter, dass in Brandenburg nach den Plänen nun das letzte verbliebene Warenhaus des Konzerns geschlossen werde.
Schon in früheren Jahren bangten Karstadt-Beschäftigte in Potsdam um ihre Jobs. Oberbürgermeister Schubert sprach von einem Jahre langen Kampf um den Standort. Er sagte am Samstag, wichtig sei nun, gute Lösungen für die Mitarbeiter zu finden. Die Beschäftigten treffe die Entscheidung hart - «erst recht, nachdem in Berlin bereits bei den letzten Schließungsrunden andere Traditionshäuser betroffen waren und der Markt für den klassischen Einzelhandel damit immer kleiner wird».
Dagegen sagte Busch-Petersen vom Handelsverband Berlin-Brandenburg der Deutschen Presse-Agentur, er sehe gute Perspektiven für die Beschäftigten der Galerie-Karstadt-Filialen, die geschlossen werden. «Es gibt einen derartigen Bedarf im Einzelhandel, dass die Beschäftigten sofort unterkommen können.» Schwieriger sei die Situation für die Standorte. Die Schließung großer Warenhäuser sei für die Geschäfte in der Nachbarschaft und die Infrastruktur von Bedeutung.
Von den rund 12.800 Menschen, die das Unternehmen beschäftigt, sollen 11.400 ihren Job behalten. 1400 werden gehen müssen, knapp ein Drittel davon sind Mitarbeiter in der Konzernzentrale in Essen.
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