Das Interesse an der Stimmabgabe per Brief bei der Europawahl ist gewachsen. So sind einen Monat vor dem Wahltag am 9. Juni rund 148.400 Wahlscheine für Briefwähler ausgestellt worden (Stand Donnerstag), wie die Landeswahlleitung auf Anfrage mitteilte. Das entspricht 6 Prozent der etwa 2,5 Millionen Wahlberechtigten in Berlin. Zum gleichen Zeitpunkt bei der Europawahl 2019 waren es rund 106.740 (4,3 Prozent). «Das ist ein erfreulich hoher Wert. Es zeichnet sich ab, dass das Interesse an der Briefwahl noch gewachsen ist», sagte Landeswahlleiter Stephan Bröchler der Deutschen Presse-Agentur.
Für das im Vergleich zu 2019 größere Interesse an der Stimmabgabe gibt es aus Bröchlers Sicht verschiedene mögliche Gründe: «Ein Erklärungsfaktor ist, dass der Wahlkampf Fahrt aufnimmt und sich das auch in der Anzahl der angeforderten Briefwahlunterlagen niederschlägt», sagte er. «Ich nehme auch an, dass es eine Verbindung gibt zu den Angriffen auf Politiker und Wahlkämpfer, dass mancher sich sagt: jetzt erst recht.»
Den Trend zur Briefwahl gibt es seit Längerem. Die aktuellen Daten aus Berlin untermauern das: «Sie zeigen, dass die Briefwahl auf dem Weg ist, zum Normalfall zu werden», sagte Bröchler. Bei der Beantragung der Briefwahl für die Europawahl hatte es in Berlin allerdings Probleme gegeben. So funktionierte der auf den Wahlbenachrichtigungen aufgedruckte QR-Code, mit dessen Hilfe Briefwahlunterlagen online beantragt werden können, zeitweise nicht, wie die Landeswahlleitung Anfang vergangener Woche eingeräumte.
Die Wahlbenachrichtigungen für die Europawahl werden seit 30. April bis 19. Mai schrittweise an die etwa 2,5 Millionen Wahlberechtigten zugestellt. Die Beantragung von Briefwahlunterlagen ist auch ohne den fraglichen QR-Code möglich: Das geht online über einen Link, mittels eines formlosen schriftlichen Antrags, durch Rücksendung der entsprechend ausgefüllten Wahlbenachrichtigung oder persönlich im Bezirkswahlamt.
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